FROSTED UNDERGROWTH: „Nur Leder, Nieten, Corpsepaint und Blut!“

FROSTED UNDERGROWTH: „Nur Leder, Nieten, Corpsepaint und Blut!“

Gegründet wurden Frosted Undergrowth 2016. Wir sprechen mit Mastermind Deathroned über das neue Album „Unchained“, den Geist des Black Metal und gemeinsame Schreimomente für das Wir-Gefühl.

Der Geist des Black Metal
Orkus:
Fangen wir doch am Anfang an. Was hat euch damals dazu bewogen, Frosted Undergrowth überhaupt zu gründen?
Deathroned: White Wolf und ich wollten damals eine Band gründen, die wieder den klassischen Geist der Neunzigerjahre-Black-Metal-Ära aufgreift. Zu der Zeit, in der wir uns gegründet hatten, gab es sehr viele Bands, denen Mode oder Trends wichtiger waren als das, was wirklich zählt. Dazu kam, dass niemand mehr wirklich hoch gekeift hatte. Wir waren gelangweilt von den meisten Veröffentlichungen aus der Zeit. Uns ging es darum, die rohe Energie und die dunkle Atmosphäre wieder ernsthaft auf die Bühne zu bringen. Keine Kapuzen, kein Weihrauch. – Nur Leder, Nieten, Corpsepaint und Blut! Wir wollten Songs mit kalten Melodien schreiben, die aggressiv, direkt und authentisch sind – ohne Kompromisse. Für uns war es einfach der richtige Moment, um das zu tun, was wir selbst hören wollten.

Rau und ungeschliffen
O:
Wie kamt ihr auf den Bandnamen?
D: Der Name Frosted Undergrowth sollte die Stimmung der Musik klar widerspiegeln – dunkel, kalt mit symbolischem Hintergrund. Wir haben lange überlegt und wollten etwas, das Fragen aufwirft und nach mehr ruft. Für uns beschreibt der Name eine raue, ungeschliffene Stimmung, die genau zu unserem Sound passt – nicht perfekt, nicht glatt, sondern echt.

Entfesselt
O:
Bleiben wir noch kurz beim Thema Namen: Warum ist „Unchained“ der passende Albumtitel?
D: „Unchained“ beschreibt sehr gut, wie wir bei diesem Album arbeiten konnten. Wir haben uns bewusst mehr Zeit genommen als bei allen vorherigen Veröffentlichungen, die Songs mehrfach überarbeitet und alle Ideen umgesetzt, die uns wichtig waren.  „Glacier on Permafrost“ haben wir bspw. schon im Oktober 2023 live gespielt und ist wohl der älteste Song auf dem neuen Werk. „Unchained“ führt unser Cover-Konzept fort, welches wir seit Beginn verfolgen. Das erste Album, der schwarze Thron im Wald, verkörpert den Aufstieg der Finsternis, das zweite Aufbruch und Marsch. Der neue Titel bildet den Zenit – Befreiungsschlag und Schlacht.

„Paar Bier rein und in den Wald“
O: Für bspw. „Raise the Banner“ habt ihr euch ein Video gedreht. Wie habt ihr den Dreh erlebt?
D: Wir haben für das neue Album zwei Videos aufgenommen. Eines in Eigenregie und eines bei Palm Media.
„Raise the Banner“ haben wir selbst gedreht und haben uns für den old-school-Weg entschieden. Paar Bier und rein in den Wald. Als Drehort diente hier die Burgruine Vroneck im Wald von Marienstatt, direkt neben einer großen Abtei. Das Video für „Bloodshed in the Name of God“ haben wir dann, mit sehr viel Aufwand, zusammen mit Palm Media auf der Ruine der Sporkenburg gedreht. Da es dort keine Straße hingibt, haben wir alles den Berg hochgetragen. Das war ein Tag, den wir nicht so schnell vergessen werden. Schlussendlich sind wir aber sehr zufrieden mit beiden Ergebnissen. Es zeigt genau die zwei Seiten, die wir in unserer Musik haben.

Gemeinsam schreien
O:
Und wie ist der Song entstanden?
D: „Raise the Banner“ begann mit einer Textidee von Melkor. Daraufhin schrieb ich, wie bei vielen unserer Songs, eine Demo, die wir zusammen diskutiert haben. Der Song war von vornherein als Gemeinschaftsgefühl gedacht. Wir gegen die – zusammen unter dem Banner. Für den Refrain haben wir einige Bekannte ins Studio gerufen, die mitschreien konnten, um das Gefühl zu verstärken. Das Stück ist demnach eine Hommage an alle unsere Unterstützer!

Natürlicher Prozess
O:
Wie können wir uns generell die Entstehung von „Unchained“ vorstellen?
D: Wie schon gesagt, hatten wir uns dieses Mal mehr Zeit gelassen und ganz genau hingeguckt, was wir mit welchem Song machen wollen. Ich bringe Demos ein, wir hören sie gemeinsam und entscheiden, welche Songs weiterverfolgt werden. Diese Songs proben wir zusammen, bauen Strukturen um, testen neue Ideen und ändern Details, bis alles passt. Parallel arbeitet Melkor an den Drums, oft entstehen dadurch komplett neue Ansätze. Jeder Song wird mehrfach überarbeitet, bis wir das Gefühl haben, dass er sowohl musikalisch als auch atmosphärisch stimmt. Es ist ein langsamer, aber natürlicher Prozess, der das Album am Ende rund macht.

Stimmig
O:
Gab es einen Song, der euch irgendwie Probleme bereitet hat und wie habt ihr das gelöst?
D: Ja, es gab ein paar Songs, die erst nicht richtig funktioniert haben. In solchen Fällen schreiben wir sie komplett um oder schmeißen sie weg. Manchmal kommen neue Ideen hinzu, die das Stück sogar besser machen, als ursprünglich geplant. „Cloak of Crimson“ der vorigen EP war ursprünglich auch für das neue Album gedacht. Jedoch haben wir schnell gemerkt, dass dieser einen besonderen Platz brauchte. Jede Idee hat etwas Neues bei diesem Song verändert und er wurde länger und länger, sodass ein eigenes Release für uns der bessere Weg war. Wichtig ist für uns, dass jeder Song für die Band stimmig ist und das ausdrückt, was wir uns vorstellen.

Traditioneller Black Metal
O: Warum ist es euch wichtig, den traditionellen Black Metal zu bewahren? Und könnt ihr jemanden, der sich in den verschiedenen Spielarten des Metal nicht so gut auskennt, erklären, was es damit auf sich hat?
D: Für uns ist traditioneller Black Metal nicht nur ein Sound, sondern eine Herangehensweise. Es geht um rohe Energie, direkte Wirkung, Atmosphäre und Authentizität. Wenn jemand diese Art der Musik nicht kennt, sollte man es am besten selbst live erleben und sich selbst ein Bild davon machen. Allerdings legen viele Bands heute Wert auf „wir machen jetzt etwas ganz Besonderes“. Ein eigenes Gimmick, wenn man so will. – Seien es jetzt Pickelhauben, Seemannsmützen oder Cowboy-Hüte. Wir wollen, dass die Musik genau diejenigen anspricht, die den frühen Scheiß lieben, aber nicht genug bekommen können. Natürlich darf eine gewisse Theatralik nicht fehlen, die uns mit der alten Zeit verbindet. Traditionellen Black Metal zu bewahren bedeutet, dass diese Grundidee nicht verlorengeht, dass Musik wieder spürbar, ehrlich und unverfälscht ist. Gegen KI-Cover und KI-Musik – für das, was wirklich zählt.

Zukunftsblick
O:
Wie sehen die Zukunftspläne von Frosted Undergrowth aus?
D: Wir wollen weiterhin Musik veröffentlichen, live spielen und auch gerne auf der Bühne von dem einen oder anderen Extrem-Metal-Festival stehen. Wir gehen weiter unseren Weg und verteidigen den Black-Metal-Geist, der uns ausmacht.

Maria Vain


Sieh Dir das Video zu „Bloodshed in the Name of God“ hier an:

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