So war es bei CIGARETTES AFTER SEX

07. November 2024, Berlin – Uber Arena
Es darf durchaus behauptet werden, dass Cigarettes After Sex ein echtes Phänomen ist – fernab von Major-Label-Werbekampagnen, TV-Auftritten oder aufwendig produzierten Videoclips. Die 2008 von Greg Gonzalez gegründete Band Cigarettes After Sex hat es mit ihrem einzigartigen Ambient- und Dream-Pop-Sound und drei veröffentlichten Alben geschafft („X‘s“ erschien im Juli diesen Jahres, wir berichteten darüber in der Sommerausgabe), sich eine mittlerweile riesengroße weltweite Fangemeinde aufzubauen. Und das sogar ohne große Charthits.
Ihre Songs sind minimalistisch verträumt, getragen von sanften, beinahe melancholischen Gitarrenriffs und sphärischen Synthesizern. Sie erschaffen in Kombination mit der zerbrechlich-androgynen Stimme von Frontmann Greg Gonzalez eine einzigartige Atmosphäre. Die Musik – oder besser, ihre träumerische Klangwelt – eröffnet ein emotionales Spektrum voller Liebe, Sehnsucht und bittersüßer Nostalgie. Sie klingt wie ein sanfter Traum in Schwarz-Weiß und wirkt wie ein Soundtrack voller unaufdringlicher Schönheit.
Diese musikalisch filmische Atmosphäre ihrer Musik führte zu mittlerweile 3 Milliarden Spotify-Streams, über 17 Millionen monatliche Hörer und mehr als 800 Millionen YouTube-Streams. Nach der aktuellen Veröffentlichung von „X’s“, die in Deutschland Platz 7 der Charts erreichte, war es an der Zeit für eine große Welttournee durch die größten Arenen dieser Welt. Bis Ende November sind insgesamt 17 Konzerte in Europa geplant, von denen bereits 13 ausverkauft sind – darunter Auftritte in Berlin und Köln in Deutschland. Wir waren in der ausverkauften Uber Arena in Berlin dabei.
Beim Betreten der Uber Arena fiel sofort der überraschend hohe Anteil an Besuchern unter 20 Jahren auf. Angesichts der Tatsache, dass Cigarettes After Sex mittlerweile seit 16 Jahren existieren, ist das durchaus bemerkenswert. Die Band scheint es geschafft zu haben, nicht nur eine Generation von Fans zu begeistern, sondern auch eine junge, neue Hörerschaft für ihre nach so viel Sehnsucht klingende Musik zu gewinnen.
Die Bühne gestaltete sich – wie ihre Musik – als minimalistischer Traum in Schwarz-Weiß, durchdrungen nur von drei weißen von oben auf die Musiker gerichtete Lichtkegel. Beinahe schon ikonisch.
Um 20:19 Uhr trat mit tosendem Applaus empfangen, Greg Gonzales mit schwarzer Lederjacke, Sonnenbrille und umgehängter Gitarre aus dem Dunkel ins Licht. Links auf der Bühne, mit respektvollem Abstand, begleitete ihn Schlagzeuger Jacob Tomsky, während Bassist Randall Miller auf der rechten Seite, ebenfalls mit gebührendem Abstand, positioniert war. Diese Aufstellung schuf eine fast sakrale Szenerie, die die Konzentration auf Greg und seine eindringliche Präsenz verstärkte.
Los ging es mit „X‘s“ vom neuen, gleichnamigen Album. Nach dem Auftakt folgten „You’re All I Want“, „Dark Vacay“ und „Pistol“, alles Singles und EPs, bevor die Band zum ersten großen Höhepunkt des Abends kam: dem Lied, mit dem alles begann – „Nothing’s Gonna Hurt You Baby“. Das Publikum war sofort verzaubert und schien für einen Moment in den sanften, fast hypnotischen schwebenden Klängen aufzugehen, die diesen frühen Klassiker zu einem der Markenzeichen von Cigarettes After Sex gemacht haben. Die weitere Setlist – es wurden insgesamt 17 Titel an diesem Abend gespielt – war wie eine in Schwarz-Weiß gegossene Erinnerung voller intimen Geschichten, eingebettet in verträumten, bittersüßen Melodien.
Greg Gonzalez sang konsequent mit einer verletzlichen, doch kontrollierten Melancholie, einer unverwechselbaren Sanftheit, beinahe fast wie ein Flüstern wirkend, das die Zuhörer einlud, sich in den Geschichten und Klängen einer Welt voller Sehnsucht und Nostalgie zu verlieren. Ein weiteres Highlight des Abends und einer der größten Hits der Band: „Apocalypse“. Nach 3 Minuten und 34 Sekunden schien der Song kurz zu enden – eine Sekunde völliger Stille, die das Publikum in den Bann zog. Genau in diesem Moment, als alle den Atem anhielten, wurden plötzlich zwei riesige Discokugeln angestrahlt: eine über der Bühne und eine in der Mitte der Arena. Der überraschende Lichteffekt verwandelte den Raum in ein schimmerndes Lichtermeer und sorgte für begeisterte Reaktionen im Publikum, das diesen magischen Moment feierte. Der Abend endete nach 82 intensiven Minuten mit dem Song „Opera House“ und entließ das Berliner Publikum mit einer Einladung zum Weiterträumen. Die Band bot dafür den perfekten Soundtrack, entführte in eine melancholische Welt aus Liebe und Vergänglichkeit. Jeder Song an diesem Abend war wie ein kleines, musikalisches Gedicht – sanft, zeitlos und voll bittersüßer Sehnsucht.
Setlist:
„X’s“ • „You’re All I Want“ • „Dark Vacay“ • „Pistol“ • „Nothing’s Gonna Hurt You Baby“ • „Touch“ • „Dreams from Bunker Hill“ • „Tejano Blue“ • „Sesame Syrup“ • „John Wayne“ • „Cry“ • „Sweet“ • „Sunsetz“ • „Heavenly“ • „K.“ • „Dreaming of You“ • „Apocalypse“ • „Opera House“
Text & Photos: Thomas Friedel Fuhrmann
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