So war es bei CRADLE OF FILTH

19. Juli 2025
München, Backstage
Ein schönes bisschen Horrorshow
Es war das Ende eines traumhaften Münchner Sommertages und die Sonne begann seinen Abstieg hinter den Horizont. Mit Aufkommen der abendlichen Dunkelheit wurde es auch im beliebten Event-Areal des Backstage düster, denn wenn Dani Filth mit Cradle of Filth in die Stadt ziehen, versammelt sich seit nunmehr mehr als drei Jahrzehnten verlässlich ein schwarz gekleideter Mob, um sich vom charismatischen Frontmann in seinen Bann ziehen zu lassen. Anlässlich der Veröffentlichung des neuesten Werks mit dem Titel „The Screaming of the Valkyries“ (wir haben in unserer März/April-Ausgabe darüber berichtet) befindet sich die Band aktuell auf großer Europa-Tour und macht, nach großen Festival-Auftritten wie dem Download Festival, nun auch Halt in den gemütlicheren Hallen.
Leder und Metallnieten
Nach einem etwa zweiminütiges Lichterschauspiel zu den Klängen des Soundtracks des Horror-Klassikers „Hellraiser: Resurrection“, das die von Skeletten gesäumte Bühne in ein wildes Farbenspiel verwandelte, trat die Band vor die Menge. Die ganze Band? Nein, einer fehlte noch. Der Frontmann. Plötzlich fielen die Blicke auf eine im Hintergrund des Sets stehende, unter einem schwarzen Tuch verborgene, gebückte Gestalt. Die verhüllte Figur irrte einige Momente etwas verstört über die Bühne ehe sie sich das Tuch vom Kopf riss und sich als Dani Filth enttarnte. Gekleidet in eine schwarze Ledermontur, die übersäht mit mehreren riesigen Metallnieten auf der Schulter war. Diese hätte bei jeder Flughafenkontrolle wohl im besten Fall für fragende Blicke gesorgt. Im nahezu selben Moment setzte der Rest der Band ein und stimmte „To Live Deliciously“ vom neuen Album an und die wilde Fahrt begann!
Meisterhaft
Es folgten „The Forest Whispers My Name“ und „She Is a Fire“. Immer wieder richtete der Engländer zwischen den Songs in der nahezu ausverkauften Halle das Wort an die Fans und trieb sie an, ihm ihre Begeisterung zuzuschreien. Wie ein wildes Tier streifte er hin und her, wild gestikulierend, fast als würde er jedes Riff und jede Melodie dirigieren. Von seinem Podest, auf dem der schaurig-schöne Mikrofonständer angebracht war, der eine Vielzahl von ineinander verschlungenen Skelette und andere makabere Gegenstände darstellte, kontrollierte er das Geschehen und war Herr über seine Gefolgschaft. Mit dem Mikrofon stellte er einmal mehr unter Beweis, dass es im Extreme Metal nur wenige gibt, die ihm das Wasser reichen können. Die Growls saßen noch immer und mit den schrillen, hohen Schreien wie etwa im – längst zum Klassiker gewordenen – „Cruelty Brought Thee Orchids“, sorgte er nach wie vor für Gänsehaut. Und auch der Rest des Sextetts wirkte vollends eingespielt. Mit einer gut gelaunten Euphorie harmonierten die beiden Gitarristen Marek „Ashok“ Šmerda und der erst seit 2022 zur Band gehörende Donny Burbage perfekt miteinander. Die ebenfalls seit 2022 neue Keyboarderin Zoe Marie Federoff machte aus den ihr anvertrauten Gesangseinlagen das Beste und hinterlegte die Schauerstücke ihrer Kollegen mit dem feinen Synthesizer-Bett, das Cradle of Filth seinen unverkennbaren Sound verleiht. Die kurzen aber amüsanten Reden von Dani Filth in denen er von den gruseligen Hintergründen der einzelnen Songs erzählte, schafften immer wieder hervorragende Einleitungen für die brutalen Klänge, die darauf folgten.
Nach etwa anderthalb Stunden in der auf weit über 30 Grad aufgeheizten Halle ging die Band nach „Her Ghost in the Fog“ von der Bühne. Die kleine Horrorshow war zu Ende und die finster gekleidete Meute wurde zurück in die Nacht entlassen.
Text: Michael Schille
Photos: Markus Werner /thefreelenser
Setlist:
„To Live Deliciously“ • „The Forest Whispers My Name“ • „She Is A Fire“ • „Malignant Perfection“ • „The Principle of Evil Made Flesh“ • „Heartbreak and Seance“ • „Nymphetamine“ • „Born in a Burial Gown“ • „White Hellebore“ ••• „Cruelty Brought Thee Orchids“ • „Death Magick For Adepts“ • „Her Ghost in the Fog“
Höre Cradle of Filth in unserer „Dark Metal“-Playlist auf Spotify:
Für den Orkus1.com-Newsletter kannst Du Dich hier eintragen: