DR. MARK BENECKE: WGT-Tagebuch 2022 (49/60) – Sachertorte? Tiger? Vampyre? (3)

Nur wenige Minuten, bevor The 69 Eyes zu spielen beginnen, flattern alle Vampyre – also Menschen aus der Vampir-Subkultur – tanzend in die agra. The 69 Eyes, ein Urgestein der Gothic-Szene, waren mir gar nicht als bei Vampyren beliebte Band bekannt. Community-Chefin Azrael erklärt: „Sogar der Olli hat sie angekündigt als die Vampire von Helsinki, und das hatte seinen Grund. Aber der ist geheim!“ Der geheime Grund ist, dass die Band aus echten Vampiren besteht, die Menschen spielen, die wiederum Vampire spielen. Das genügt, um auch den Vampyren ihre Freude an der Band einzuhauchen. Zumal dieses Motiv (Vampire, die Menschen spielen, die Vampire spielen) auch in den Vampirromanen von Anne Rice auftaucht.

Hinter der Bühne treffen wir den großartigen und sanftmütigen Tilo Wolff (Lacrimosa) und ich beschließe zum ersten Mal in meinem Leben, ihn sich in Ruhe vorbereiten zu lassen. Stattdessen stellen wir uns in den prasselnden Regen und hören den entfernten Klängen von The 69 Eyes zu. Der Himmel öffnet seine Schleusen und scheint in die mittlerweile tiefdunkelblaue bis pechschwarze Nacht seine Tränen herabzugießen. Ist der Grund, dass The 69 Eyes ihr Konzert unter wirklich tosendem Applaus beendet haben oder ist es das Vorzeichen für Lacrimosa, die ja in ihrem Bandnamen schon den Begriff des Tränenreichtums führen? (Text & Fotos: Mark Benecke)

Im nächsten Teil geht es um ein Casual-Outfit, eine Zeitreise und Schellack.

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