So war es bei EIVØR

Eivor Hauptbild

02. Oktober 2025,  Hamburger Markthalle

Für nicht wenige sind die Färöer-Inseln mit ihren steilen Klippen, den grünen Hügeln und den vielen Wasserfällen einer der Sehnsuchtsorte. Findet sich doch auf den insgesamt 18 Inseln neben einer dramatischen Landschaft auch kulturell mit dem Färöisch eine alte, nordische Sprache mitsamt uralten Geschichten und Mythen. In einem kleinen Dorf einer dieser Inseln, idyllisch gelegen zwischen tiefen Klippen und grasbewachsenen Hügeln, wuchs Eivør Pálsdóttir, oder besser bekannt als Eivør, auf und wurde Zeit ihres Lebens geprägt von dieser einzigartigen Landschaft und einer lebendigen, alten und sehr traditionellen Volksmusik. Ein gemeinschaftliches Singen, egal zu welchem Anlass, dabei immer ausdrucksstark und wie die Färöer ungezähmt, ist wichtiger Teil der färöischen Kultur. Genau diese Art zu singen, gemischt mit ihrer gutturalen und an eine Beatbox erinnernden Gesangstechnik, einem Heavy-Metal-Growling und ihrem unvergleichlichen Kehlkopfgesang, vermittelt ihre ungezähmte Ausdruckskraft.

Bereits mit 17 veröffentlichte sie ihr erstes Album und es dauerte nicht lange bis sie mit ihrer Musik, ihrem einzigartigen sphärischen Viking Electro/Ethnopop und ihrer mystisch-kraftvollen Stimme internationale Erfolge feierte. Der große Durchbruch gelang ihr mit der britischen Fernsehserie „The Last Kingdom“. Es folgten neben dem sehr erfolgreichen Album „Segl“, einer großen Tour 2022, mittlerweile auch Auftritte beim Wacken Open-Air 2023, sowie beim Hellfest 2024.  Nun tourt Eivør wieder durch Europa und die Welt. Eine ihrer ersten Stationen war die ausverkaufte Hamburger Markthalle – und wir waren dabei.

Als Support mitgebracht hatte sie Sylvaine, eine norwegische Metal-Multi-Instrumentalistin und Musikerin. Deren Setlist bestand, sozusagen als Einstimmung auf einen mystischen Abend, hauptsächlich aus einem Mix aus melancholischem Gesang im Verbund mit atmosphärischen Metal und sphärischen Klanglandschaften. Das Bühnenbild und Licht gestalteten sich minimalistisch und ohne große Effekte. Die Musik kam vom Band. Dadurch fokussierte sich der Blick klar auf Sylvaines Stimme und ihr Gitarrenspiel. Das Hamburger Publikum zeigte sich neugierig und offen und belohnte Sylvaine mit lautem Applaus. Das war schon mal der perfekte Einstieg für eine sehr mystisch-atmosphärische nordische Reise.

Um Punkt 21:00 Uhr betrat Eivør die Bühne. Auch hier wieder ein minimalistisches Bühnenbild mit eben solchen Lichteffekten. Unterstützung auf der Bühne erhielt sie durch Schlagzeug und Keyboard. Eine Eivør braucht aber gar nicht mehr. Denn sie fesselt das Publikum sofort mit ihrer kraftvollen, aber auch manchmal zerbrechlich balancierten Stimme. Eine Stimme, die mal sanft und manchmal flüsternd, dann wieder sehr kraftvoll, aber immer im Zusammenspiel mit den tiefen und atmosphärischen Klängen ihrer Musik, das Hamburger Publikum in eine andere Welt entführte. Die Reise – nein, es war eine Entführung in ihre eigene, mystische Welt – begann mit vier neuen Songs: „Ein Klóta“, „Jarðartrá“, „Hugsi Bert Um Teg“ und „Purpurhjarta“ ihres aktuellen Albums „Enn“. Es folgten Stücke ihrer Erfolgsalben „Seg“, „Room“ und „Slør“. Natürlich durften Hits wie „Trøllabundin“, „True Love“ oder „Í Tokuni“ nicht fehlen und luden das Hamburger Publikum zum Träumen ein. Abgerundet wurde der Abend mit vier weiteren neuen Songs. (Wir sprachen in unserer Sommerausgabe ausführlich mit der Künstlerin darüber.)

Eivør zeigte an diesem Abend, wie sehr ihre Stimme und Musik verzaubert, dabei immer auch das Publikum berührte, welches beinahe ohne Unterbrechung mit geschlossenen Augen träumend dahinschmolz. Als Abschluss und Zugabe begeisterte sie mit dem melancholisch bombastischen „Falling Free“. Ein Song zum Fallenlassen und für so viel musikalische Schönheit endete das Erlebnis durchaus mit Tränchen in den Augen. Der Abend mit Eivør war nicht nur nordisch und mystisch, sondern Magie pur.

Text & Photos: Thomas Friedel Fuhrmann

Setlist:
• „Ein klóta“ • „Jarðartrá“ • „Hugsi bert um teg“ • „Purpurhjarta“ • „Let It Come“ • „Skyscrapers“ • „Trøllabundin“ • „True Love“ • „Enn“ • „Lívsandin“ • „Upp Úr Øskuni“ • „Gaia“ • „Salt“ • „Í Tokuni“ • „Gullspunnin“ • „Falling Free“