Live erlebt: Hurricane Festival 2024
Auch 2024 lockte das Hurricane Festival wieder tausende auf die Rennbahn am Eichenring in Scheeßel. Auch wenn die Wetteraussichten im Vorfeld nicht ganz so gut waren und die Campingflächen schon vor der Anreise teilweise sehr nass waren, wurde dem Wetter getrotzt und sich auf den Weg zum Gelände gemacht. Bepackt mit allem, was für so ein Festival-Wochenende nötig ist, durfte regenfeste Kleidung diesmal nicht fehlen.
Als am ersten Festivaltag das #HurricaneSwimTeam das bunte Treiben eröffnete, zeigte sich der Himmel grau in grau. Noch blieb es trocken, zum Glück für Frank Carter & The Rattlesnakes, die direkt nach dem Opener die Forest Stage stürmten. Nun – „stürmen“ stimmt nur zum Teil, denn während die Rattlesnakes es sehr eilig hatten, endlich auf der Bühne zu stehen kam Frank Carter gemächlichen Schrittes auf die Bühne, warf den Anwesenden eine Kusshand zu und legte ohne große Worte los. Auch wenn der erste Song eher etwas ruhiger gewählt war, um ein sich wenig aufzuwärmen, spätestens der zweite, „Kitty Sucker“, ging dann ordentlich auf die Zwölf und Frank Carter hielt nichts mehr auf der Bühne. Schnell hatte er sich den Weg durch die Menge gebahnt und man fand den Sänger mitten im Geschehen wieder. Hier wurde im Anschluss direkt der „Happiest Moshpit ever“ – ein „Ladies only“-Pit ausgerufen. So moshte man sich einmal quer durch die Schaffensgeschichte – stets mit vollem Körpereinsatz und einer nicht zu bändigenden Energie, die ihresgleichen sucht. Wenn der Tag so losgeht, kann ja nicht mehr viel schiefgehen, oder?
Setlist Frank Carter & The Rattlesnakes:
„Can I Take You Home“ • „Kitty Sucker“ • „Wild Flowers“ • „Self Love“ • „Devil Inside Me“ • „Brambles“ • „Man of the Hour“ • „Crowbar“ • „My Town“ • „I Hate You“
Die Wolken über dem Gelände wurden immer dunkler und bedrohlicher. Schließlich öffnete der Himmel alle Schleusen und es wurde so ungemütlich, dass Auftritte auf der River Stage gar abgesagt werden mussten da die komplette Bühne geflutet wurde. Auch die anderen Bühnen mussten erstmal wieder trockengelegt werden, das ging dort aber so schnell, dass das Programm normal weiterlief.
Tag zwei, der Festival-Samstag, startete mit Sonnenschein. Ganz viel Nostalgie gab es zur Headliner-Stunde auf der River Stage. Niemand geringeres als Avril Lavigne, die eine ganze Generation modisch geprägt und musikalisch begleitet hat, trat heute auf. Und dann stand sie auf der Bühne im Minirock, Flicken-Hoodie und hohen Schuhen, immer noch mit ultra langen Haaren und dunkel geschminkten Augen. Gefühlt etwas nervös, und sang erst „Girlfriend“ und dann „Complicated“. Spätestens da hatte sie das Publikum in der Hand und wirkte dann auch weniger aufgeregt. Mit einem Feature von Simple Plan, nämlich einer gemeinsamen Performance des Songs „Addicted“, gab es dann auch noch einen besonderen Appetithappen serviert, bevor das reguläre Set mit dem Überhit „Sk8er Boi“ endete. Natürlich gab es mit „Head Above Water“ und „I’m with You“ zwei Zugaben – und passend zur Liedzeile „…There`s nothing but the rain…“ fing es leicht zu nieseln an.
Setlist Avril Lavigne:
„Girlfriend“ • „What the Hell“ • „Complicated“ • „Here’s to Never Growing Up“ • „Video Interlude (Let Her Go era)“ • „My Happy Ending“ • „He Wasn’t“ • „Don’t Tell Me“ • „Losing Grip“ • „Addicted (Simple Plan cover)“ • „Bite Me“ • „Love It When You Hate Me“ • „Sk8er Boi“ ••• „Head Above Water“ • „I’m With You“
Finale: Mit dem Festival-Sonntag war der Regen vollends einem blauen, leicht bewölkten Himmel gewichen, eine leichte Brise wehte und sorgte dafür, dass es nicht zu warm wurde. Perfektes Festivalwetter und auch ideal dazu geeignet, die Zelte abzubrechen. So herrschte bereits rege Abreise-Stimmung, als wir zum Gelände kamen. Viele nutzten die ersten Bands des Tages, um schon mal alles im fahrbaren Untersatz zu verstauen, um später direkt losfahren zu können. Dennoch fühlte sich das Gelände heute voller an als die beiden anderen Tage.
Noch recht früh am Tage gaben sich die Editors die Ehre. Hier gab es ein Sounderlebnis, das unter die Haut ging. Sänger Tom Smith hatte wohl einer der gewaltigsten, besten Stimmen des ganzen Festivals. Hier ging es weniger um Eskalation und Party, sondern um durchatmen, nachdenken und genießen. Dennoch hinterließ die Band ihr Publikum mit sehr intensiven Eindrücken. Eine perfekte Balance zwischen Klassikern und neuen Tracks, die nahtlos ineinander übergingen, zeigte wie vielseitig der Sound der Editors sein kann. Viel zu früh wurde man aus dieser schönen düsteren Melancholiewolke wieder rausgezogen und landete zwar etwas verwirrt aber mit einem Lächeln wieder in der sonst doch eher bunten Welt des Hurricane Festivals.
Setlist Editors:
„Strawberry Lemonade“ • „An End Has a Start“ • „Sugar“ • „Bones“ • „Karma Climb“ • „The Racing Rats“ • „Picturesque“ • „Killer (Adamski cover)“ • „A Ton of Love“ • „Munich“ • „Smokers Outside the Hospital Doors“ • „Papillon“
Es war eine bunte Mischung aus Sonne und Regen, Staub und Schlamm, Punkrock und Indie, die einem jedes Mal das Herz aufgehen lässt. Dieses Jahr gab es als Bonus noch Auftritte, die einen in seine Jugend zurückversetzen – was will man da mehr außer auf das nächste Jahr hinzu fiebern und auf eine ähnlich gute Bandauswahl zu hoffen?
Text und Photos: Mina Wagner
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