So war es bei MONO INC.

18. Oktober 2025, Hamburg, Inselpark Arena
Support: Alienare, Soulbound
Am 18. Oktober lud die NoCut-Label-Familie unter der Schirmherrschaft von MONO INC. zum Rendezvous in die Inselparkarena in Wilhelmsburg. Los ging es in einer bereits gut gefüllten Halle (etwa 4.000 Leute finden darin Platz) mit dem norddeutschen Synthiepop-Trio Alienare. Mit Stücken wie „Glaub an dich“ und „#Neon“ verbreiteten Sänger T. Green und seine beiden Mitstreiter – alle drei mit auffälligen grünen Krawatten ausgestattet – gute Laune. Bisweilen wirkte die Performance allerdings noch etwas ungelenk bzw. unerfahren. Bleibt zu hoffen, dass Alienare sich bei ihrer bevorstehenden „Mea Culpa“-Mini-Tour im Frühjahr 2026 mehr Gewandtheit und Selbstsicherheit erspielen können.
An Selbstsicherheit und Überzeugungskraft mangelte es der (selbsterklärten) Melodic-Industrial-Metal-Band Soulbound hingegen keineswegs. Das Bielefelder Quintett rockte, was das Zeug hiel, und Sänger Johannes „Johnny“ Stecker hatte das Publikum mit seinen humorvollen Ansagen im Nu auf seiner Seite. Bei Stücken wie dem treibenden „Toxic“ oder dem tanzbaren „Paralyzed“ kam jeder Fan harter E-Gitarren und griffiger Melodien voll auf seine Kosten. Als die Jungs von Soulbound nach dem (an Pain erinnernden) Kracher „Alive“ die Bühne verließen, haben sie sicherlich schon aufgrund der mitreißenden Live-Show einige neue Fans dazugewonnen.
Dann ist es endlich soweit und MONO INC. eröffneten unter lautem Applaus mit der Gothic-Hymne „In My Darkness“ ihr kurzweiliges Set, bei dem das Mitte August erschienene Album „Darkness“ im Zentrum stand. Schlagzeugerin Katha Mia thronte dem von den Hamburgern viel zitierten Raben gleich majestätisch über dem Rest der Band und den Zuschauern, zwei ausgebreitete schwarze Schwingen im Rücken. Der Rest der Band inklusive Neuzugang Ilja John Lappin am Bass stand gut gelaunt und entspannt über die große Bühne verteilt – auch wenn es in manchen Momenten erst wie gestern erschien, dass die Truppe um die Brüder Martin und Kalle Engler mit „Temple of the Torn“ im Logo gastierte. Mit dem eindringlichen „Arabia“ näherte sich das Set dem ersten Höhepunkt, die Menge jubelte, die Band strahlte. Eigentlich jagt bei MONO INC. ein Hit den nächsten und natürlich darf auch das dramatische „Voices of Doom“ nicht fehlen, bei dessen schwärmerischem Refrain kaum eine Kehle im Saal still blieb. Nach „Welcome to Hell“ vom großartigen gleichnamigen Album folgte „Abendrot“, eine der Singles vom aktuellen Album, das Sänger Martin noch in Uniformjacke bestritt, die er kurz darauf gegen den opulenten Mantel aus der Zeit von „Viva Hades“ eintauschte.
Auf das äußerst tanzbare „Revenge“ – bei dem Martin im Priesterrock inklusive schwarzem Hut erschien – wurde ein weißes Piano auf die Bühne gefahren und die Band stimmte unter vernehmlichem Jubel das zauberhafte „Kein Weg zu weit“ und dann das berührende „Dein Anker“ an. Im folgenden Schlagzeugsolo entführte uns Katha Mia zu den Piraten der Karibik, bevor die ersten Takte von „Lieb mich“ erklangen. Die Zuschauer lagen sich in den Armen und sangen lauthals den Refrain mit. Bei der zweiten Zugabe, dem leichtfüßigen „Heartbeat of the Dead“, rieselte plötzlich Konfetti auf das Publikum herab und große schwarze Luftballons fielen herunter, die den Rest des Abends von den Zuschauern hin- und hergeschossen wurden – ein enthusiastischer Fan schnappte sich sogar ein Exemplar, das er mühsam in der S-Bahn nach Hause transportierte.
Als finale Zugabe ertönte natürlich die (in)offizielle M’era-Luna-Festival- und Gothic-Hymne „Children of the Dark“. Ein letztes Mal gaben MONO INC. und auch die Zuschauer alles: Zum Ende des Songs wiederholte das Publikum minutenlang immer wieder im Chor den Refrain und rührte die Band damit sichtlich. Nach einer kurzen Dankesrede verabschiedeten MONO INC. sich unter tosendem Applaus von der Bühne. Nach diesem großartigen Konzert sah man überall zufriedene Gesichter und es waren kaum Wünsche offengeblieben. Einen Wunsch hätte ich allerdings gehabt, und zwar, die wunderschöne Ballade „Ravenheart“ einmal live zu erleben. Das wären dann aber wahrscheinlich doch zu viele Raben in der Setlist gewesen. Bleibt zu hoffen, dass die Band das Stück bei den für das kommende Jahr geplanten Open-Airs zum Besten gibt. Abschließend lässt sich sagen: MONO INC. treffen mit ihrer Musik und ihren Konzerten wohl auch deswegen so viele Menschen ins Herz, weil sie ehrlich und authentisch sind. Und auch wenn es pathetisch klingt: Für mich sind sie ein Teil meiner persönlichen Geschichte, ein Stück Heimat – ein Stück Hamburg.
Text: Isabell Köster
Photos: Thomas Friedel Fuhrmann
Alienare Setlist:
„Perception“ • „Emerald“ • „Glaub an dich“ • „To Whom It May Concern“ • „Lies, Lies, Lies“ • „#Neon“ • „Let This Moment Never End“
Soulbound Setlist:
„Toxic“ • „Insane“ • „Paralyzed“ • „Saint Sinner“ • „Undone“ • „March March“ • „Lioness“ • „Alive“
Setlist Mono Inc.:
„In My Darkness“ • „Louder Than Hell“ • „Ravenblack“ • „Arabia“ • „Lost in Pain“ • „Voices of Doom“ • „Welcome to Hell“ • „Abendrot“ • „Together Till the End“ • „When the Raven Dies Tonight“ • „Revenge“ • „Kein Weg zu weit (Acoustic)“ • „Dein Anker“ • „Schlagzeug Solo“ • „Lieb Mich“ • „Tag X“ • „Heartbeat of the Dead“ • „Children of the Dark“

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