So war es bei MORTIIS

07. September 2025, Leipzig, Hellraiser

Am 7. September spielte Mortiis im kleinen Konzertraum des Hellraiser Leipzig, der rund 160 Gäste fasst und mit seiner Nähe zur Bühne eine intime, fast familiäre Atmosphäre bot. Schon beim Support wurde klar, dass dieser Abend nicht alltäglich werden würde: Alexander Kaschte, bekannt als Kopf von Samsas Traum, trat maskiert und in einen dunklen Umhang gehüllt als Dungeon Boy auf. Er präsentierte ein rein instrumentales Synthesizer-Set, das wie ein düsteres Ritual wirkte. Ohne Gesang, dafür mit schwebenden und bedrohlichen Klangflächen, erschuf er eine Welt zwischen Traum und Alptraum. Viele Besucher schlossen die Augen und ließen sich von der hypnotischen Stimmung tragen – ein starker Auftakt, der das Publikum zugleich forderte und faszinierte.

Als Mortiis die Bühne betrat, wandelte sich die Atmosphäre sofort. Mit maskierter Präsenz und düsterer Ausstrahlung dominierte er den Raum von der ersten Sekunde an. Seine Musik war an diesem Abend alles andere als zurückhaltend: Die Klänge waren gewaltig, druckvoll und ließen die Wände des Hellraiser beben. Die Mischung aus elektronischer Härte, treibenden Beats und der charakteristischen Dunkelheit seiner Kompositionen traf das Publikum mit voller Wucht. Klassiker wie „Parasite God“ oder „Decadent & Desperate“ wurden frenetisch gefeiert und zeigten, wie kraftvoll Mortiis’ Industrial-Phase auf der Bühne wirkt, während atmosphärischere Stücke für Momente der Versenkung sorgten.

Die Enge des kleinen Konzertraums verstärkte die Intensität. Jeder Ton war körperlich spürbar, jeder Basslauf vibrierte durch den Boden. Wo bei Kaschtes Set die Stille fast greifbar war, explodierte die Energie bei Mortiis’ Auftritt – ein ständiges Wechselspiel zwischen Versenkung und eruptiver Entladung. Das Publikum nahm diese Dynamik dankbar auf, hörte konzentriert zu und feierte die Höhepunkte umso lauter.

So wurde der Abend im Hellraiser zu einer besonderen Erfahrung: zwei Künstler, die mit völlig unterschiedlichen Ansätzen dunkle Klangwelten erschufen, getragen von einer Location, die durch ihre Intimität das Erlebnis noch eindringlicher machte. Am Ende blieb das Gefühl, Zeuge eines seltenen, fast geheimen Rituals gewesen zu sein – ein Konzert, das nicht nur gehört, sondern vor allem gespürt wurde.

Text: Annika Lehnert

Photos: Patrick Lehnert

Setlist Mortiis:
• „Født til å herske, Part I“ • „En mørk horisont“ • „A Dark Horizon Pt. I“ • „Født til å herske, Part II“ • „Visjoner av en eldgammel fremtid“ • „En mørk horisont Pt. II“ • „A Dark Horizon  Pt. II“ • „Visions of an Ancient Future Pt. I“ • „A Dark Horizon Pt. IV“ • „A Dark Horizon Pt. VI“ • „Visions of an Ancient Future Pt. VII“

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