On Stage: Die Ärzte

02.10.2023, Ringlokschuppen, Bielefeld

Nachdem es bei den Punkrock-Urgesteinen Die Ärzte im letzten Jahr zusätzlich zu den großen Locations auch eine Tour durch die klein(st)en Clubs Berlins gab, für die ein Ticket zu ergattern wie ein Sechser im Lotto war, sollten nun auch Fans aus dem Rest des Landes die Möglichkeit haben, die beste Band der Welt in verhältnismäßig kleinen Locations zu sehen. Auch hier gingen die Tickets weg wie warme Semmeln und wer dabei sein durfte, konnte sich glücklich schätzen.

Heute stand der zweite Termin im Bielefelder Lokschuppen auf dem Plan. Pünktlich um 20 Uhr ging es mit einem Kaltstart direkt mit BelaFarinRod los – warum auch einen Anheizer mitnehmen, wenn die Temperatur im Raum bereits beim Intro in die Höhe schoss? 

Wer schon mal auf einschlägigen Internetseiten nach der Setlist geschaut hat, wusste zwar – typisch für die Ärzte – nicht genau, was genau heute gespielt werden würde, aber konnte sich auf Songs einstellen, die man nicht immer live auf die Ohren bekommt. Entsprechend war die Spannung groß, was denn heute neben den Standards auf dem Programm stehen würde. Mit  „Wer verliert, hat schon verloren“ und dem „Lied vom Scheitern“ ging es auch direkt mächtig los. Natürlich gibt es keine Die-Ärzte-Show ohne diverse Unterhaltungen, hauptsächlich zwischen Farin und Bela, über das aktuelle Zeitgeschehen, das Altern (Farin hat eingesehen, dass er im Alter schrumpft, allerdings nicht überall) oder Storys aus der Vergangenheit – alles aufzuzählen würde den Rahmen sprengen. Beschreiben ist auch schwierig – am besten erlebt man es selbst. Natürlich wurde auch das Publikum miteinbezogen – ob nun mit einer „La-Ola-Selbsthilfegruppe“, dem Froschquaken bei Noise, oder dem ernennen eines „Master of the Pit“ – „Macht jetzt alle das, was der aus Gütersloh macht“, erklärte Farin diesen Posten. Die obligatorischen „Ausziehen“-Rufe folgen natürlich sofort. Bei all dem Quatsch sprach Bela auch ernste Themen an wie die starken Prozentzahlen der AfD bei den Wahlen in Hessen und Bayern. Mit „Alleine in der Nacht“ gab es heute auch eine Tour-Premiere und bei dem „hinsetzten und aufspringen“-Spiel zu „Unrockbar“ gab es kein Halten mehr.

Natürlich war das Konzert damit aber noch nicht am Ende. Mit sage und schreibe drei Zugabe-Blöcken war man grad mal bei etwas über der Hälfte angekommen. Dennoch verflogen die gut drei Stunden wie im Flug und so mancher schaute etwas ungläubig, als Farin den „Nun wirklich letzten Song“ ankündigte, natürlich erwähnte er vorher noch, dass das Publikum heute besser war als gestern. So war der „Herbst des Lebens“ für diesen Tag leider schon wieder vorbei. Der Titel muss sich aber eher auf das Alter der Bandmitglieder beziehen, denn von Herbst war an diesem Tag noch nicht viel zu spüren.

Text & Fotos: Mina Wagner

Setlist:
Intro („Erinnerungen aus 41 Jahren“) • „Wer verliert, hat schon verloren“ • „Lied vom Scheitern“ • „Ein Lied für Dich“ • „Geld“ • „Tamagotchi“ • „Der Misanthrop“ • „Noise“ • „Ein Sommer nur für mich“ • „Vokuhila Superstar“ (inkl. „Blumen“) • „Lasse redn“ • „Einschlag“ • „Ich, am Strand“ • „Hard Luck Woman“ (KISS-Cover) • „1/2 Lovesong“ • „Anti-Zombie“ • „Dunkel“ • „Die Banane“ • „Our Bass Player Hates This Song“ • „Mysteryland“ • „Schunder-Song“ • „Doof“ • „Herrliche Jahre“ • „Alleine in der Nacht“ • „Unrockbar“ ••• „Leben vor dem Tod“ • „Für uns“ • „Deine Schuld“ •••  „Dinge von denen“ • „Himmelblau“ • „Hurra“ ••• „Wie es geht“ • „Junge“ • „Schrei nach Liebe“ •  „Dauerwelle vs. Minipli“ • Outro (Schlaflied)

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