ON STAGE: THE SISTERS OF MERCY

Gasometer Wien
8. November 2023

The Sisters of Mercy live

Seit Beginn der The-Sisters-of-Mercy-Tour begleiten harte Kritiker die Band um Andrew Eldritch. Doch was hat es damit auf sich? Verschwinden die „Sisters“ tatsächlich im Nebel und wie sieht es mit der Live-Sangeskunst des Meisters aus?

Hochverlegt
Ursprünglich hätte das Konzert in der SIMM City, die Platz für bis zu 800 Fans bietet, stattfinden sollen. Die Nachfrage war wohl doch größer als angenommen und so wurde es ins Gasometer hochverlegt, in dem mehr als 1.000 Besucher die Show genießen konnten. Ein in Schwarz getauchtes Publikum von Jung bis Alt strömte die Location an diesem besagten Mittwochabend, um die Kultband live zu sehen.

The Virginmarys
Eröffnet wurde das Konzert von den Engländern The Virginmarys. Mit ihren rockigen Sounds kontrastierte das Duo, bestehend aus Gitarrist/Sänger Ally Dickaty und Schlagzeuger Danny Dolan, zwar hart zu dem Hauptact, heizte die Stimmung jedoch an.

The Virginmarys

The Sisters of Mercy
Der Vorhang fiel und eine sinistre Stimmung erfüllte den Raum. Nebel und Licht durchwirkten die Bühne. Die Menge jubelte, als Andrew Eldritch die Bühne betrat. Flankiert von seinen Live-MusikerInnen bewegte er sich langsam, mit einigen Metern Abstand, im Mittelpunkt der Bühne. Für Stimmung sorgten indessen Ben Christo (Gitarre) und Kai (Gitarre) am vorderen Bühnenrand, während sich Chris Catalyst hinter seinem Pult versteckte. Interaktion mit dem Publikum kam wenig auf und auch die dunklen Sonnenbrillen sorgten für Distanz. Dafür wurde eine große Bandbreite an Songs gespielt und je später der Abend wurde, desto mehr Bewegung kam vor und auf der Bühne auf. Kai sah man sogar ein wenig springen.

Die Setlist machten sowohl ältere Klassiker, wie auch neuere Nummern aus. Wenngleich auf der Bühne wenig Bewegung passierte, kam dennoch das Gefühl von Kurzweil auf. Während das Publikum vorne ausgelassen mitsang, jubelte und tanzte, übertönte der Gesprächslärm am Rande und im hinteren Bereich der Halle die Musik. Selbst altbekannte Klassiker wie „Marian“ waren durch den dumpfen Sound und die gezügelte Lautstärke erst ab dem Refrain zu erkennen. Schade, denn entgegen der Kritikerstimmen, die diesem Konzert vorauseilten, traf Sänger und Gründungsmitglied Andrew Eldritch jeden Ton.

Die Stimmung stieg mit jedem weiteren Stück, bis sich die Band nach „On the Beach“ zurückzog, nur um vom Publikum mit Applaus zurück auf die Bühne gerufen zu werden. Das Zugabe-Set bestand aus jenen kultigen Klassikern, auf die der Großteil der Menge gewartet hat. Mit „Lucretia My Reflection“ und „Temple of Love“ holten The Sisters of Mercy noch die letzten Energiereserven aus ihrem Publikum heraus, bevor sie sich mit „This Corrosion“ verabschiedeten.

Die Meinungen sind nach wie vor zwiegespalten. Während der eine Fan schwärmte, ging der nächste mit enttäuschter Miene aus der Konzerthalle. Alles hängt wohl von der eigenen Erwartungshaltung ab. Jene Musikliebhaber, die ihre Sätze mit „Dazumal, als ich die Sisters 1991 gesehen habe …“ beginnen, kommen heute vermutlich nicht mehr auf ihre Kosten. Aber schlecht war dieses Konzert bestimmt nicht. Womöglich handelte es sich bei der Wien-Show auch um eines der besten dieser Tour. Wir jedenfalls verließen beschwingt die Location.


Text & Fotos: Layoutriot (C. Gina Huber)

Setlist:
• „Doctor Jeep / Detonation Boulevard“ • „Don’t Drive on Ice“ • „Ribbons“ • „Alice“ • „Summer“ • „Dominion“ • „I Will Call You“ • „Marian“ • „Giving Ground“ • „Eyes of Caligula“ • „But Genevieve“ • „I Was Wrong“ • „Here“ • „On the Beach“ ••• „Lucretia My Reflection“ • „Temple of Love“ • „This Corrosion“