So war es bei FEUERSCHWANZ & LORD OF THE LOST

18. Oktober 2025, Düsseldorf, Mitsubishi Electric Halle

Manchmal genügt ein einziger Abend, um zu zeigen, wie facettenreich Rock und Metal im Jahr 2025 klingen können. Feuerschwanz und Lord of the Lost luden zum Grande Finale ihrer gemeinsamen „Lords of Fyre“-Tour nach Düsseldorf – Folk-Metal traf auf Dark-Rock, Mittelalter auf Moderne. Seite an Seite entfachten sie ein musikalisches Inferno aus Energie, Humor und Hingabe.

Ein sinfonischer Auftakt

Den musikalischen Startschuss gaben The Dark Side of the Moon. Gegründet von Melissa Bonny (Ad Infinitum) und Hans Platz (Feuerschwanz), verbindet die Band symphonische Wucht mit filmischer Ästhetik. Zwischen Harfenklängen, kraftvollen Gitarren und orchestralen Melodien verschmelzen Fantasie und Metal zu einem eigenen, cineastischen Kosmos. Schon mit dem Opener „The Gates of Time“ wurde klar, dass hier nichts dem Zufall überlassen ist: Harfenistin Jenny Diehl, auch bei Feuerschwanz fester Bestandteil des Line-ups, headbangte von der ersten Sekunde an – mit faszinierender Präsenz und beachtlicher Ausdauer, die man einer Harfenspielerin so kaum zutrauen würde. In einem glitzernden Oberteil und einem langen, transparenten Rock erhob sich Melissa Bonny auf einem Podest – gleichermaßen strahlte sie Eleganz und Stärke aus. Ihr klarer Gesang, untermalt von eleganten Armbewegungen, füllte die Halle mit melodischer Intensität und zog das Publikum sofort in ihren Bann.

Im Schein der Traumblasen

Auch optisch beeindruckte die Formation: Die barock anmutenden Outfits der Saitenfraktion waren perfekt aufeinander abgestimmt – reich verziert, doch nie überladen. Spätestens bei „If I Had a Heart“ (Fever-Ray-Cover) vereinten sich mittelalterliche Vibes und mystische Atmosphäre, während das Publikum mit „Hey! Hey!“-Rufen begeistert einstieg. Mit „New Horizons“ verwandelte sich die Bühne in eine Traumsequenz: Zwischen schwebenden Seifenblasen und nebelgefüllten Blasen, die beim Zerplatzen kleine Rauchschleier freigaben, entstand eine magische Atmosphäre. Diese Mischung aus Licht, Nebel und Bewegung ließ den Song wie ein lebendiges Märchen wirken – verspielt und doch berührend.

Lauter Facetten

Als „Jenny of Oldstones“ (Florence + the Machine-Cover) folgte, traf verträumter Fantasy Metal auf einen überraschenden Growl samt einem abgedrehten Gitarrenpart. Melissa und Jenny standen Rücken an Rücken im Lichtkegel – ein Bild von perfekter Balance zwischen Eleganz und Ausdruckskraft. Entspannt nahm Bonny beim Billie-Eilish-Cover „No Time to Die“ auf der Bühne Platz. Nur ihr Gesang und die Harfe – ein stiller, Moment, bevor die Band einsetzte und der Song zu einem getragenen, schweren Klanggebilde anwuchs. Während Jenny das Stück sichtbar lebte, mitfühlte und leise mitsang, entstand eine Intensität, die unter die Haut ging. Zu „Can’t Catch Me Now“ (Olivia-Rodrigo-Cover) begann Melissa zu tanzen. Während sie einzelne Fans anvisierte und den Abend mit „Legends Never Die“ beendete, war klar: The Dark Side of the Moon sind mehr als ein Nebenprojekt. Ihr Auftritt verband Anmut und metallische Präzision – ein würdiger Auftakt für das Tourfinale.

Visuelles Inferno

Nach einer kurzen Umbaupause ging es Schlag auf Schlag weiter: Lord of the Lost eröffneten ihr 90-minütiges Set mit dem brachialen Neuling „Moonstruck“. Kaum erklangen die ersten Takte, entfaltete sich die kompromisslose Intensität des neuen Materials: wuchtige Gitarren trafen auf treibende Drums, der Refrain oszillierte zwischen hymnischer Melodik und Industrial-Härte. Die Looks des Sextetts wirkten bis ins Detail abgestimmt: Frontmann Chris Harms erschien zunächst in einem langen, dunklen Mantel, unter dem sich ein opulentes silbernes Oberteil verbarg: Feine silberne Fransen fielen über Brust und Schultern, der hochgeschlossene Kragen und die ornamental bestickte Vorderseite wirkten wie eine elegant und glamourös zugleich. Seine weit geschnittenen Skirtpants verstärkten die dramatische Silhouette. Benji Mundigler und Pi Stoffers flankierten ihn an der Front, während Claas Grenayde – diesmal ungewohnt – nicht am Bühnenrand, sondern erhöht neben Niklas Kahl an den Drums und Gared Dirge an den Keys positioniert war. Lodernde Flammen tauchten die Bühne in pulsierende Hitze – ein visuelles Inferno, das die kompromisslose Energie von „Moonstruck“ mit seinen donnernden Riffs und dem spannungsgeladenen Wechselspiel aus Melodie und Aggression unterstrich.

Im Visier

Bereits mit „I Will Die in It“ hatte das Publikum Feuer gefangen. Der Song entfaltete seine düstere, treibende Energie und zog das Publikum mühelos in seinen Bann. Direkt danach folgte „Damage“, das mit seinen markanten Screams und einem intensiven Breakdown pure Dramatik entfachte. Chris Harms agierte mit entfesselter Energie, suchte immer wieder den Kontakt zum Publikum und dominierte die Szenerie mit ungebremster Präsenz. Wachsam wie ein Luchs hatte der Fronter die Menge fest im Blick. „Düsseldorf, wenn ich mich nicht verzählt habe, habe ich 17 Hände nicht oben gesehen … 16, 15, 14 – ah, Düsseldorf, alle eure Hände!“ rief Chris Harms ins Publikum und trieb die Stimmung weiter an. Zu „Drag Me to Hell“ bestieg er die Boxen im Bühnengraben, und analog zum Track schwangen auf und vor der Bühne die Köpfe im Takt.

Mut wird belohnt

„Das ist schon die letzte Show. Ihr habt uns eine gigantische Zeit beschert – vielen, vielen Dank. Und ich muss es in jeder Stadt sagen: Als Feuerschwanz und ich vor anderthalb Jahren auf die Idee kamen, diese Tour zu machen, haben alle Profis aus dem Business gesagt: ‚Macht das nicht, da kommt keiner!‘ Von ganzem Herzen: Vielen Dank. Ihr seid großartig!“ Mit diesen Worten leitete Chris Harms den nächsten Song ein – das Bronski-Beat-Cover „Smalltown Boy“. Mit ihrer charakteristischen Härte verliehen Lord of the Lost dem Klassiker eine ganz eigene Note. Galant und mit einem süffisanten Lächeln stellte Chris ein Bein nach vorn, hob den Stoff an und ließ eine silberne Glitzerleggings aufblitzen – eine augenzwinkernde Geste, die perfekt zu dieser Mischung aus Selbstironie und Stilbewusstsein passte.

Pit mal anders

Mit „Destruction Manual“ legten Lord of the Lost noch eine Schippe drauf. Pi Stoffers servierte ein druckvolles Gitarrensolo, während zur Zeile „Let it burn, motherfucker, let it burn“ mächtige Feuerschübe über die Bühne schossen. Claas ließ dabei seinen Zopf im Kreis wirbeln, während Chris Harms sich vom Rhythmus mitreißen ließ und energisch headbangte – pure Energie. „Wir haben euch tanzen sehen, wir haben euch singen sehen, aber wir haben euch noch nicht springen sehen“, forderte Chris das Publikum kurz darauf heraus. Zu „Blood for Blood“ wurde in mehreren Runden ausgelassen miteinander gehüpft, bis Chris sich lachend an die Brust fasste: „Oh, ich habe heute keinen Sport-BH an!“ – die Menge tobte. „Jetzt seid ihr bereit für das eigentlich wirklich Wichtige. Wir haben der Welt des Heavy Metal etwas gänzlich Neues geschenkt – den Ein-Personen-Circle-Pit! Ihr könnt das auch machen – zu Hause oder unter der Dusche! Seid ihr dabei? Eine Person Circle Piiiiit!“ Wie bestellt drehten sich die Fans lachend um die eigene Achse – ein Moment, der die unverkennbare Mischung aus Humor, Selbstironie und Gemeinschaftsgefühl der Band auf den Punkt brachte.

Auf den Lord ist verlass

„Heute ist der letzte Tourtag. Dürfte ich bitte meine Katzenohren haben? Ich habe nach zehn Jahren Freundschaft mit Feuerschwanz den Status als Mieze. Ich gelobe ab jetzt stolze zehn Jahre unter dem Namen Mieze Mautz Feuerschwanz zu dienen. Ich werde jetzt meinen allerersten Lord-of-the-Lost Song als Mieze Mautz darbieten. Das wird eine Premiere!“ Chris spielte damit auf den Moment an, in dem Jenny Diehl ihm im Backstagebereich feierlich einen Haarreif mit Katzenohren überreicht hatte – und er den ehrenhaften Schwur abgab, künftig stets einen „Miezen-Dance“ parat zu haben. Zu „La Bomba“ nahm das ausgelassene Treiben seinen Lauf: Die Feuerschwanz-Tänzerinnen gesellten sich hinzu, während Chris sich im Fotograben von den Fans emporstemmen ließ – eine herrliche Eskalation voller Augenzwinkern und Verbundenheit.

Pyros & Pathos

Auch „Bazaar Bizarre“ entfaltete seine volle Wirkung – düster, treibend und zugleich verführerisch theatralisch. Zwischen stampfenden Rhythmen, orientalisch angehauchten Melodieläufen und bedrohlicher Tiefe entstand eine fiebrige Spannung, die das Publikum festhielt. Neben den Feuersäulen schossen Pyros diagonal empor und kreuzten sich zu einem flammenden X über der Bühne – ein visuelles Spektakel, das perfekt mit der Dramatik des Songs verschmolz. In „Six Feet Underground“ präsentierte sich der Sänger in den silberglitzernden Leggings samt einem schwarzen Taillenkorsett aus Lack – ein Kontrast, der perfekt zu der Mischung aus Dunkelheit und Glanz passte, die den Song durchzieht. Das anschließende Drumgewitter mündete in ein opulentes Solo von Niklas Kahl, bei dem die Bühne bebte. „Wir hatten das nicht geplant, aber von Stadt zu Stadt gingen immer mehr Handys nach oben. Wir würden uns total freuen, wenn ihr für den nächsten Song euch alle und uns hier oben erleuchtet und wir so viele Lichter wie möglich sehen.“ Was dann folgte, war einer dieser magischen Konzertmomente: Die Halle erstrahlte zu „Light Can Only Shine in the Darkness“ in einem Meer aus Handytaschenlampen, während Lord of the Lost mit den Lichtern um die Wette strahlten. Chris zeigte sich sichtlich gerührt.

Eskalation voraus

„Es gibt drei Sachen, die sind gar nicht so leicht: Während man die ganze Zeit strahlen und grinsen muss, kommen einem gleichzeitig die Tränen – und man versucht dabei noch, halbwegs gut zu singen. Das verträgt sich nicht, aber es ist verdammt schön. Ihr Lieben, um einen flüssigen Übergang zu Feuerschwanz zu schaffen, möchten wir den Partygang einlegen. Das funktioniert besonders gut, wenn ich versuche, auf Finnisch zu singen. Wir haben beim Eurovision Song Contest den finnischen Rapper Käärijä kennengelernt, der mit seinem Song ,Cha Cha Cha‘ für Finnland angetreten ist. Und wir dachten, es wäre eine nette Schnapsidee, den Song zu covern. Problem daran: Ich muss versuchen, Finnisch zu singen – mit Betonung auf ,versuchen‘ – mit Texthilfe. Ich weiß bis heute nicht, was es heißt.“ Und die Partygranate zündete. Chris schwang die Hüften, während sich die Mannen an den Saiten mutig für eine Wall of Death ins Getümmel stürzten. Zum Goldregen auf der Bühne prallten in der Crowd die Körper aufeinander – ein wildes, ausgelassenes Durcheinander, das Chris mit einem Grinsen kommentierte: „Ich hätte gerne zwei Gitarristen und einen Bassisten zurück!“

Düsseldorf bleibt stabil

„Es ist noch nicht gänzlich etabliert. Lord-of-the-Lost-Fans nennen sich seit Jahren Losties. Wie nennen sich dann Feuerschwanz-Fans? Habt ihr gerade ,Schwanzis‘ gesagt? Lauter! Schwanzis, Schwanzis! Wenn es nächste Woche einen halbwegs offiziellen Schwanzis-Fanclub gibt, nennen wir den ,Schwanzis e.V.‘ und grillen einmal im Jahr Würstchen. Ich könnte lange reden, wie wichtig es ist, als kunstschaffende Person Haltung zu zeigen, aber der nächste Song sagt mehr als tausend Worte.“ Zusammen mit dem ersten Akkord von „Schrei nach Liebe“ (im Original von Die Ärzte) brach Jubel aus. Ein Circle Pit formierte sich, Crowdsurfer glitten über die Menge, und aus allen Ecken hallten laute „Nazis raus!“-Rufe. Chris konterte prompt mit einem breiten Grinsen: „Nazis raus, Schwanzis rein!“ – woraufhin die Halle in lautes Gelächter und noch lautere Zustimmung ausbrach.

Goldenes Finale

Mit „Blood & Glitter“ mündete das Set im großen Finale. Feuer schoss in die Höhe, goldene Funken regneten von der Decke, und ein riesiger Chor aus tausenden Stimmen sang Zeile für Zeile mit. Chris rannte durch den Fotograben, suchte den Kontakt zur Menge, während Lord of the Lost das Publikum ein letztes Mal in Ekstase versetzten – ein Abschluss, der alles vereinte, was diese Tour ausmachte: Leidenschaft, Spiel- und Lebensfreude.

Sturm auf die Festung

Während der Umbaupause verhüllte ein riesiger Vorhang mit einem Bild der Feuerschwanz-Mitglieder die Bühne. Lautstarke „Schwanzis!“-Rufe breiteten sich aus, ehe ein ohrenbetäubender Knall ertönte: Eine kurze Feuerwerksequenz zischte auf, begleitet von einem schrillen Schrei – Prinz Hodenherz alias Ben Metzner betrat die Bühne. Zu „SGFRD Dragonslayer“ schwenkten die Tänzerinnen große Fahnen, während der Vorhang fiel und sich die Bühne verwandelte: Durch geschickt platzierte Stoffbahnen, Projektionen und Licht entstand der Eindruck einer mittelalterlichen Festung. Zwei Schwerter, tief im Bühnenboden verankert, dienten als Mikroständer – Symbol und Stil in einem. Zu donnernden Feuerschüben feierten die Fans ihre Band vom ersten Takt an. Mit „Memento Mori“ ging es direkt in die Vollen. Feuerschwanz verwandeln die Erinnerung an die Vergänglichkeit in puren Lebensrausch: Hodi griff zum Dudelsack, während der Hauptmann den Song auf der Mandoline begleitete. Die Stimmung in der Halle überschlug sich beinahe vor ausgelassener Freude, überall wurde gejubelt, gesprungen und getanzt – der Pogo setzte ein. „Untot im Drachenboot“ trieb die Energie weiter auf die Spitze. Die Tänzerinnen schwangen Äxte und Schilde, während in der Menge ein roter Stoffdrache zu den treibenden Klängen durch die Reihen schwebte. Zum Höhepunkt griffen die Damen auf der Bühne zu Flammenwerfern und schossen Feuerfontänen empor.

Abstieg in den Knight Club

„Herzlich willkommen auf dieser Tour, die da heißt ,Lords of Fyre‘. Wir müssen auch alle Losties begrüßen, die sich auf dieser Tour zu uns verirrt haben. Und wo sind die Schwanzis? Es ist schön, euch alle hier zu haben. Wir wollen euch ein Lied spielen aus der Zeit der Wikinger. Wisst ihr, wer Odin ist? Auch wer Thor, der Donnergott, ist? Da war noch einer, das war Loki. Er zeugte viele Kinderlein – natürlich unehelicher Art. Man nennt es auch: Bastard.“ Geballte „Bastard von Asgard“-Rufe setzten ein – und eben dieses Lied sollte folgen. Johanna alias Stephanie Pracht legte ein eindrucksvolles Solo auf ihrer blauen Violine hin, bevor Hauptmann das Publikum erneut herausforderte: „Habt ihr Bock mit uns in den ,Knight Club‘ zu gehen? Das gefällt mir. Es gibt in jeder Stadt einen Knight Club. Man muss nur wissen, wie man hinkommt – wir nehmen einfach den Aufzug und fahren ins Untergeschoss. Dann sind wir auch schon da. Alle runter! Runter mit euch!“ Und es war ihm ernst: Das gesamte Publikum ging in die Hocke, bevor der Song in einer ausgelassenen Pogo-Party explodierte. Gitarren und Bass sprühten Funken, Laserstrahlen durchschnitten den Raum, Pyros zischten und die Sänger trugen Sonnenbrillen – ein schillerndes Chaos aus Humor und Rock’n’Roll, das niemanden stillstehen ließ.

Stimmtraining

„Ein großartiges Fest habt ihr uns hier bereitet. Gefühlt waren wir gestern noch auf dem Mittelaltermarkt und nun in der Mitsubishi-Dingsbumshalle in Düsseldorf. Es ist mega geil mit euch! Das volle Potenzial gibt es jetzt. Wir müssen euch Sachen erklären. Ihr hier, zu meiner Rechten und zu meiner Linken, ihr gehört für das nächste Lied mir. Gebt mir ein donnerndes ,Hu‘ – und ihr auf der anderen Seite gebt mir ein schallendes ,Ha‘!“ Das Wechselspiel nahm seinen Lauf, während im fast unbemerkt „Ultima Nocte“ einsetzte – „die letzte Nacht vor der Schlacht“. Die Menge war noch zu sehr damit beschäftigt, ihre Stimmmuskeln spielen zu lassen, während die Tänzerinnen im Hintergrund eine sehenswerte Feuershow darboten und das Geschehen in flackerndes Licht tauchten.

Schlachtfeld der Herzen

Wir sollten Frieden schließen und Liebe machen – auf die Feuerschwanz-Art. Bildet einen fetten Graben in der Mitte. Es werden sich nun zwei Schlachtreihen gegenüberstehen. Seid gewarnt, Düsseldorf – dieses Stück könnte mit ,Schubsetanz‘ zu tun haben. Passt gut aufeinander auf. Die Losties und die Schwanzis sollen sich vereinigen. Das soll eine große Party werden. Alle anderen möchte ich tanzen sehen. Ihr könnt kleine Mini-Schubsetänze bilden. Nur so ein kleines bisschen. Wir wollen Bewegung sehen.“ Weiße Nebelsäulen schossen in die Luft, und vor wie auf der Bühne ging es wild und losgelöst zur Sache. „Düsseldorf, jetzt mal alle Hände in die Höhe. Verteilt sie mal links und rechts auf euren Nachbarn. Sie können nicht weg, das ist gut. Dein Duft ist jetzt mein Duft. Lasst uns noch einen zwergischen Kampfsprung machen!“ Zu „Kampfzwerg“ lagen sich die Schwanzis und die Losties also in den Armen, während Reihe um Reihe emporsprang – ein Bild purer Ausgelassenheit und Gemeinschaft.

Trainingslager Mittelerde

Nun wurde der Bierzeps angespannt, und das muntere Training setzte mit „Berzerkermode“ ein. Thors Hammer wurde zur Hantel, und im Licht goldener Funken nahm das Spektakel seinen Lauf. „Düsseldorf, ihr schönen Menschen! Die Welt braucht viel weniger Krieger, weniger dunkle Herrscher – und viel mehr Gärtner. Jeder sollte einen haben. Ich habe nicht mal einen Garten, aber es geht um Freundschaft.“ Mit diesen Worten leitete Hodi zu „Sam the Brave“ über – einem Song, der der tiefen Freundschaft zwischen Sam und Frodo aus „Der Herr der Ringe“ gewidmet ist. Zwischen Flötenklängen und epischem Pathos verwandelte sich die Bühne in ein Stück Auenland, während im Hintergrund der riesige Drachenkopf aus der Festung emporragte und über die Szenerie wachte. Für ein begnadetes Drumsolo stand nun Rollo alias Rolf Hering im Fokus. Zu „Taking the Hobbits to Isengard“ überließ ihm die Band komplett das Rampenlicht und zog sich zurück. Das Publikum stimmte begeistert in die eingängige Melodie ein, während die Bühne abwechselnd in allen Farben des Regenbogens erstrahlte. Große schwarze Bälle flogen durchs Publikum, wurden minutenlang lachend in die Luft gestupst und tanzten quer durch die Halle – ein Moment purer Spielfreude und Gemeinschaft.

Pfoten hoch!

Wie es sich für ein Tourfinale ziemt, hatten Lord of the Lost noch eine Überraschung für Feuerschwanz parat. „Mieze Mautz möchte mein Mikrofon haben“, kündigte der Hauptmann an und Chris Harms übernahm amüsiert: „Miau, liebe Schwanzis, hier sind für euch die lustigen Miezen!“ Das Sextett enterte die Bühne teils oberkörperfrei, ausgestattet mit Katzenohren, Puschelschwänzchen und aufgemalten Schnurrhaaren. Während Feuerschwanz ihre Version von O-Zones „Dragostea din tei“ performten, brach auf der Bühne eine wilde Szene aus: Die wilden Miezen kebbelten sich, stießen Becher um, und Mieze Mautz schmiegte sich an den Hauptmann – nur um ihn im nächsten Moment liebevoll seitlich anzulecken, bevor sie sich genüsslich hinlegte und begann, sich zu putzen. Das Chaos war perfekt, die Fans lachten Tränen – was für ein Anblick zum Abschluss einer ohnehin legendären Tour.

Ein letzter Schwur

„Wisst ihr, Düsseldorf, ich habe schon vieles gesehen in meinem Leben. Aber das war mit Abstand das Schönste. Es folgt das letzte Lied – und nochmal vielen Dank an unsere Miezen. Ich bin total zerkratzt. Jetzt kommt das letzte Lied, aber unter einer Bedingung wird es nicht das letzte. Wir haben folgende Challenge an euch: macht euch nackig, und wir spielen weiter. Runter mit den T-Shirts und über den Köpfen geschwungen!“ Als „Die Hörner hoch“ erklang, wirbelten hunderte Shirts über den Köpfen der begeisterten Fans – ein tobendes Meer aus Euphorie und purer Lebensfreude. Lange ließen die Zugaben nicht auf sich warten, und Feuerschwanz hatten noch ein Ass im Ärmel: Niemand Geringeres als Metal-Queen Doro Pesch enterte die Bühne. Gemeinsam performten sie „Valhalla“ – jenen Song, den sie bereits für das aktuelle Studioalbum gemeinsam aufgenommen hatten. Ein Stück, das Stärke, Mut und Zusammenhalt beschwört – getragen von Doros kraftvoller Stimme und Feuerschwanz’ epischem Bombast. Die Menge war außer sich! „Wir danken euch für diese Nacht – den Tourabschluss. Fantastisch, dass ihr alle da seid. Nehmt eure Arme mit ins Herz und singt. Die Hände nach oben, das brauchen wir jetzt für diesen Song: ,Das elfte Gebot‘.“ Noch einmal vereinte sich alles, was diesen Abend ausmachte: Pathos, Humor, Leidenschaft.

Der letzte Funken

Doch was fehlte noch? Natürlich der Titelsong der Tour: „Lords of Fyre“. Für das Grande Finale kamen auch Lord of the Lost und The Dark Side of the Moon zurück auf die Bühne. Inmitten eines Flammenmeers, das sich über die gesamte Bühnenbreite erstreckte, fiel plötzlich Schnee von der Hallendecke – Feuer und Eis vereint in einem atemberaubenden Bild. „Lords of Fyre“ ist mehr als nur ein Song: ein Sinnbild für Gemeinschaft, für die Verschmelzung unterschiedlicher Stile und Seelen, die sich gegenseitig befeuern. Gemeinsam feierten alle Musiker die letzten Momente dieser Tour, lachend, tanzend, in einem Wirbel aus Licht, Rausch und Emotionen – ein Abschluss, der noch lange nachwirken sollte.

Setlist The Dark Side of the Moon:
„The Gates of Time“ • „First Light“ • „If I Had a Heart“ (Fever Ray Cover) • „New Horizons“ • „Jenny of Oldstones“ (Florence + the Machine Cover) • „No Time to Die” (Billie Eilish Cover) • „Can’t Catch Me Now“ (Olivia Rodrigo Cover) • „Legends Never Die“ (Against the Current Cover)

Setlist Lord of the Lost:
„Moonstruck“ • „I Will Die in It“ • „Damage“ • „Drag Me to Hell“ • „Smalltown Boy“ (Bronski Beat Cover) • „Destruction Manual “ • „Die Tomorrow“ • „Blood for Blood“ • „La Bomba“ • „Children of the Damned“ (Iron Maiden Cover) • „Loreley“ • „The Curtain Falls“ • „Bazaar Bizarre“ • „Six Feet Underground“ • „Light Can Only Shine in the Darkness“ • „Cha Cha Cha“ (Käärijä Cover) • „Schrei nach Liebe“ (Ärzte Cover) • „Blood & Glitter“

Setlist Feuerschwanz:
„SGFRD Dragonslayer“ • „Memento Mori“ • „Untot im Drachenboot“ • „Bastard von Asgard“ • „Knight Club“ • „Ultima Nocte“ • „Schubsetanz“ • „Kampfzwerg” • „Berzerkermode“ • „Sam the Brave“ • „Uruk-Hai“ • „Taking the Hobbits to Isengard“ • „Dragostea din tei” (O-Zone Cover) • „Die Hörner hoch “ ••• „Valhalla” • „Das elfte Gebot“ • „Lords of Fyre“

Text: Nadine Kloppert
Photos: Markus Hillgärtner

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