So war es bei SOLAR FAKE

Leipzig, Täubchenthal, 16. November 2024
Solar Fake beschenkten uns mit ihrem siebten Studioalbum „Dont Push This Button“ und reichlich frischen Songs. Was liegt da näher, als die letzten Wochen im Jahr auf große Tour zu gehen? „Dont Push This Button“ zeigt einmal mehr, dass es sich lohnt, einer eingeschlagenen Linie treu zu bleiben, aber dennoch nicht auf Neues zu verzichten. – Als Support waren Future Lied to Us dabei, die ebenfalls erst vor kurzem ihr jüngstes Album veröffentlichten. Es trägt den Titel „Unknown Unknowns“, mit dem die Drei einmal mehr die Faszination von Synth Pop und Electro-Musik der Achtzigerjahre einfangen, ohne dabei altbacken zu wirken. – Alles in allem war damit ein rundes Paket geschnürt, welches eine interessante Tour versprechen sollte.
Eine schier endlos wirkende Schlange vor dem Eingang der Location in Leipzig zeigte deutlich, welchen Stellenwert die Musik von Solar Fake bei seinen Fans einnimmt. Rasch füllte sich der Saal, der mit seinen imposanten Deckenleuchten und dem Rang eine perfekte Kulisse für diesen Abend darstellte. Den Abend eröffneten Future Lied to Us. Vasi Vallis und Krischan Jan-Eric Wesenberg sorgten im Hintergrund für den Sound, während Sänger Damasius die Bühne betrat. Seit 2021 ist er das neue Gesicht an vorderster Front von FLTU und mit seiner charakterstarken Stimme und unnachahmlichen Bühnenpräsenz kein Unbekannter. Schon mit der spanischen Band Mondträume und seit einiger Zeit mit seinem eigenen Projekt Mental Exile hat er sein Können erfolgreich unter Beweis gestellt. Für uns ungewohnt aber sehr passend performte er den ersten Song „I Don’t Belong Here“ in einem schicken Anzug, bevor er diesen gegen seine gewohnte Kleidung tauschte. Damasius ist ein Bewegungskünstler und so kam schließlich auch Bewegung ins Publikum. Eine Überraschung gelang ihm später mit dem Song „Culpable“, denn er schaffte damit eine ganz besondere Atmosphäre im Saal. Sanfter Klaviersound setzte ein und Damasius sang den Titel in seiner spanischen Muttersprache. Emotional und mit so unglaublich viel Leidenschaft, die man ihm deutlich ansehen konnte, sang er diesen Song und alle im Saal verstummen für diesen Moment.
Nach einer kurzen Pause war es dann Zeit für die charismatischen Jungs von Solar Fake. Wie erwartet hüpfte Sven Friedrich leichtfüßig auf die Bühne und eröffnete das Konzert mit „Hurts So Bad“. Diesmal gab es eine schlichte, aber sehr wirkungsvolle Bühnengestaltung zu sehen. Zarte Lichtstreifen entlang eines Bühnenpodestes in dreieckiger Form und ein Drummer, der hoch oben auf dem Podest sein Werk verrichtete, gab es zu bestaunen, daneben viel Platz zum Hüpfen. Warum ich immer vom „Hüpfen“ schreibe? – Ganz einfach! Solar Fake und im Speziellen Sven und Andre rocken immer während ihrer Shows die gesamte Bühne mit so viel Energie, und dabei wird zu fast jedem Song gesprungen und ausgiebig gehüpft, dass es eine Freude ist. Sven begrüßte im Anschluss mit bescheidener, ehrfürchtiger Stimme den Saal mit „Hallo Leipzig, schön, dass ihr gekommen seid!“. Leider hatte er auch gleich eine schlechte Nachricht im Gepäck, denn Andre war, wie im Vorfeld angekündigt, nun doch nicht in Leipzig mit dabei. Zuerst wegen Vaterfreuden zum Tourbeginn (herzlichen Glückwunsch an dieser Stelle), und nun war er leider krank geworden.
Doch sein Platz blieb nicht unbesetzt, denn kein Geringerer als Multitalent Elliott Berlin, der schon bei Combichrist, Aesthetic Perfection, Empathy Test und unzähligen anderen Projekten mitwirkte, konnte als Ersatz gewonnen werden. Sven, wie gewohnt im legeren Mantel gekleidet, setzte mit „Reset to Default“ das Konzert fort. Elliot performte am Keyboard die Songs mit wilden Moves und dabei immer die Haare wild schlenkernd im Gesicht, dass es schwer war, sein Gesicht zu fotografieren. Jens dabei merkte man wie immer seine gute Laune am Schlagzeug an. Sven bedankte sich während der Songpausen oft bei seinen Fans, bezog aber das Publikum immer wieder mit ein, wie etwa bei „Not So Important“. Es wurde dabei geklatscht und bei den älteren Ohrwürmern sang sogar oft das gesamte Publikum mit. Der Saal war inzwischen richtig voll, dass die Leute bis aus dem Saal standen und es breitete sich eine mollige Wärme aus. Die Band gab inzwischen Vollgas, einige Songs vom neuen Album zu präsentieren. Elliot hüpfte inzwischen mit Gitarre bewaffnet plötzlich von der Bühne über den Fotograben in die Zuschauermenge, die ihn freundlich aufnahmen und alle hatten dabei sehr viel Spaß.
Zum Ende setzte auch durch die Wärme geschuldet Svens Mikrofon-Set aus, was er beim Wechseln durch einen Techniker gekonnt mit einem lustigen Spruch kommentierte und schon ging es weiter. So wurden an dem Abend beachtliche 26 Songs gespielt, darunter viele Titel des neuen Albums „Don’t Push This Button“. Sven Friedrich stellte wieder unter Beweis, dass er mit kritischen Themen und Alltagssituationen umzugehen versteht, die er gekonnt in ein musikalisches Gewand verpackte. Mit flottem Synth Pop, knalligen Beats und anspruchsvoller Lyrik hat er damit den Zahn der Zeit einmal mehr getroffen.
Text & Photos: Marco Wernicke, BlackS Photography
Setlist Solar Fake:
„Hurts So Bad“ • „Reset to Default“ • „This Pretty Life“ • „Under Control“ • „Not So Important“ • „All the Things You Say“ • „No Good Time“ • „I Despise You“ • „More Than This“ • „Disagree“ • „Not What I Wanted“ • „This Generation Ends“ • „Nothing’s Wrong“ • „Sick of You“ • „It’s Who You Are“ • „The Pain That Kills You Too“ • „It’s Never Been You“ • „You Keep Breathing“ • „Where Are You“ • „Observer“ ••• „At Least We’ll Forget“ • „Arrive Somewhere“ • „Stay“ ••• „Under the Skies“ • „Papillon“ • „Lost“