So war es beim STELLA NOMINE 2025

Stella Nomine 2025 – The Blackest One
14.–16. August 2025, Entenfang Torgau

Das Stella Nomine hat sich auch 2025 wieder als Festival der besonderen Art präsentiert: klein, familiär, unverwechselbar. Wer an den Entenfang nach Torgau reist, sucht nicht das größte Line-up oder die lautesten Headliner, sondern die besondere Mischung aus Musik, Nähe und Humor, die dieses Event zu einem Zuhause auf Zeit macht. Zwischen alten Bäumen und dunkler Romantik entsteht eine Atmosphäre, die man so nur hier findet – getragen von Herzlichkeit, gegenseitiger Unterstützung und einer Szene, die sich wie Familie anfühlt.

Neues und Nostalgie

Schon am Donnerstag spannte sich der Bogen von den ersten Schritten mit Necro Fear über die Melancholie von Jacob’s Fall bis zu den nordisch-düsteren Klängen von Scheitan. Mila Mar öffneten eine rituelle, beinahe spirituelle Klangwelt, ehe Agonoize die Menge mit brachialem Aggrotech entfesselten. Zum Abschluss erinnerten die Four Imaginary Boys mit The-Cure-Klassikern daran, dass auch Nostalgie ein fester Bestandteil schwarzer Kultur ist.

Gekonnter Stilmix

Der Freitag zeigte die ganze Vielfalt: Lorning brachten uns musikalisch zurück in die Achtzigerjahre, während die Newcomer CNVX mit ihren modernen Electro-Klängen begeisterten. Aux Animaux powerte sich mit aggressiven Electro-Klängen voll aus, The Other lieferten bunt-verrückten Horror-Punk, Alien Vampires brachten rohe Härte, und Potochkine beeindruckten mit französischer Avantgarde zwischen Chanson und Dark Wave. Später sorgten die Könige der Spielleute, Corvus Corax, für ein Spektakel aus Trommeln und Dudelsäcken, während Soror Dolorosa einen zarten Gegenpol setzten. Nach Mitternacht verwandelten Hocico das Gelände in einen Hexenkessel aus Industrial und Aggrotech – eine Wucht, die bis in die Nacht nachhallte.

Gesamtkunstwerk

Am Samstag wurde die familiäre Seite des Festivals spürbar. Nachdem Vampyros Lesbos den Nachmittag musikalisch einleiteten fand ein heimliches Highlight statt: Kaffee & Kuchen gehören mittlerweile zur festen Tradition – ein kollektives Innehalten, ein Moment des Teilens und der Nähe, wie ihn kaum ein anderes Festival kennt. Danach führte die Reise von Ann My Guard’s Symphonic Metal über Vlad in Tears’ Gothic Rock bis zu den eleganten Klängen von Black Nail Cabaret. Sylvaine entführte in sphärisch-postmetallische Traumwelten, Heppners TanzZwang ließ alle – nomen est omen – tanzen, und Draconian berührten mit epischem Doom die dunkelsten Herzen. Zum Finale zeigten Das Ich, dass sie nach wie vor zu den ganz Großen der Szene gehören – expressiv, avantgardistisch, ein Gesamtkunstwerk.

Doch das Stella Nomine ist weit mehr als Musik. Es sind die kleinen Rituale und liebenswerten Traditionen, die es prägen: Ein spontanes Klokonzert, bei dem „Das Stella hat kein Klopapier“ „betrauert“ wurde und für Lacher sorgte; die Feuerwehr, die immer wieder für Abkühlung sorgte und dabei selbst gefeiert wurde; die Kuchenausgabe, die Gäste und Crew zusammenbrachte. Und nicht zuletzt die Möglichkeit, mit dem Shuttle in die Torgauer Altstadt zu fahren – Renaissancefassaden, Schloss Hartenfels und Geschichte als eindrucksvolle Kulisse für ein Wochenende, das tiefschwarz und doch bunt im Herzen bleibt.

Fazit: Das Stella Nomine bleibt ein Festival ohne Mainstream, dafür mit umso mehr Seele. Wer dabei war, weiß: Hier zählt nicht kommerzielle Größe, sondern Intensität, nicht Konsum, sondern Gemeinschaft. Ein Ort, an dem Musik, Humor und Zusammenhalt verschmelzen – und den man nicht einfach besucht, sondern im Herzen mit nach Hause nimmt.

Text: Dagmar Urlbauer
Photos: Patrick Lehnert

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