So war es bei STORM SEEKER

27. September 2025, Hamburg, LOGO
Support: Waldkauz

Das Hamburger LOGO war an diesem Samstagabend bereits gut gefüllt (und die Lüftung funktionierte zur Abwechslung fast zu gut), als das Pagan-Folk-Quintett Waldkauz um 20:00 Uhr die Bühne betrat. Im Gepäck hatten die sympathischen Hildesheimer, die seit Jahren auf Mittelaltermärkten in ganz Deutschland die Massen zum Tanzen bringen, ihr brandneues Album „Königin“. Mit dem hypnotischen Titeltrack starteten Waldkauz in ihr kurzweiliges Set, das fast ausschließlich Stücke von der jüngsten Veröffentlichung beinhaltet. Dabei präsentierte sich die Formation als feste Einheit, die wie eine gut geölte Spieluhr funktionierte: Während Sängerin/Flötistin Nina Green und Sänger/Irish-Bouzouki-Spieler Niklas Agalstra mit ihrer passionierten Performance verstärkt die Aufmerksamkeit des Publikums auf sich zogen, agierteen Drehleierspielerin/Sängerin Alana, Schlagzeuger und Bandkopf Peter Trom sowie Gitarrist Daniel eher im Hintergrund. Die Kompositionen von „Königin“ kamen dabei durchweg im härteren Gewand daher, was sicherlich ein Stück weit Neuzugang Daniel zu verdanken war, den die Band jüngst für Gitarre/Bass verpflichtete. Mit „Harvest Moon“ bewegten sich Waldkauz erneut in folkigeren Gefilden, während Stücke wie „Artemis“ und „Inanna“ metallischer und dramatischer aus den Boxen tönten. Insbesondere beim eindringlichen „Inanna“ gab Sängerin Nina stimmlich alles und sorgte mit ihrer intensiven Performance für Gänsehautmomente beinahe spiritueller Natur. Wie die Songtitel erkennen lassen, ist das neueste Waldkauz-Werk in vielen Momenten eine leidenschaftliche Ode an mächtige Frauengestalten aus Mythologie und Geschichte. Mit dem hymnenhaften „Vasilisa“, offenbar inspiriert vom russischen Märchen „Die schöne Wassilissa“, endete das Set unter überschwänglichem Applaus. Es bleibt zu hoffen, dass in Zukunft auch das zauberhafte „Huldra“ und das berührende „Spaces in Between“ ins Live-Repertoire der Band aufgenommen werden.

Um 21:00 Uhr enterte schließlich Hauptact Storm Seeker zu den beschwingten Klängen von „Set the Sails“ die Bühnenbretter. Und was die begeisterten Zuschauer erwartete, war eine epische Setlist von 20 (!) Songs und eine Show, die keine Wünsche offenließ und das Piratenherz zum Glühen brachte. Mit dem jüngsten, gleichnamigen Werk und dem neuen Frontmann Sean Graham an Bord, nahm das Düsseldorfer Piratenschiff nun so richtig Fahrt auf. Dabei brachte Sänger Sean, der seit geraumer Zeit als Teil des Duos Tír Saor die Mittelaltermärkte der Republik unsicher macht, nicht nur die nötige Bühnenpräsenz mit, sondern überzeugte auch mit seiner kraft- und gefühlvollen Stimme, die keltisches Flair verströmte. Dies wurde bei Partysongs wie „Gouverneur of the Coco Island“ ebenso deutlich wie bei ernsteren Liedern à la „One More Day“. Insgesamt präsentierten die Düsseldorfer eine stimmige Mischung aus Klassikern („How to Be a Pirate“) und neuem Material („Into the Fray“).

Das Publikum war von Anfang an Feuer und Flamme, klatschte, sang und ruderte (!) zur sichtlichen Freude der Band minutenlang. Nach der Hälfte der Show gab es dann einen überraschenden Bruch: Storm Seeker zogen als aneinandergefesselte Prozession mitten durch die Zuschauer, zu einer kleinen zweiten Bühne am anderen Ende der Location, auf der thematisch passend ein Galgen aufgebaut war. Dort gab die Formation unter Leitung von Sean Graham eine Reihe von stimmungsvollen Shantys und eigenen Kompositionen („Stormiest Seas“) a cappella zum Besten. Spätestens in diesem Teil des Auftritts wurde unmissverständlich klar, dass Storm Seeker nicht nur irgendeine Party-Piraten-Kapelle sind, sondern eine gehörige Portion Talent, Fantasie und Tiefgang mitbringen. Nach einem knackigen Schlagzeugsolo von Gründungsmitglied Marius „Olaf“ Bornfleth gab die Truppe dann noch ein weiteres Mal Vollgas und ging mit dem epischen „Pirate Squad“ und dem sehnsüchtigen „The Longing“ ins Finale. Die unter tosendem Applaus geforderte Zugabe bestritten Storm Seeker dann mithilfe ihrer Freunde von Waldkauz: Beim The-Proclaimers-Cover „I’m Gonna Be (500 Miles)“ gab es kein Halten mehr, das ganze LOGO sprang auf und ab und sang lauthals mit. Mit dem nostalgischen „Homeward Bound“ endete schließlich ein grandioser Konzertabend, der nicht nur unheimlich viel Spaß gemacht, sondern auch für einige nachdenkliche, emotionale Momente gesorgt hat. Yarr!

Text: Isabell Köster
Photos: Thomas Friedel Fuhrmann

Setlist: Storm Seeker:
Set the Sails“ • „Gouverneur of the Coco Island“ • „Old Maui“ • „Heavaway“ • „Row row row“ • „Drag O Below“ • „How to Be a Pirate“ • „Don’t Break Yer Bones“ • „One More Day“ • „Hoist the Colours (Hans Zimmer Song)“ • „Stormiest Seas“ • „Bully in the Alley“ • „Last Shanty (Tom Lewis Cover)“ • „Lifeboat Man (The Dreadnoughts Cover)“ • „Drink It Down to There (Picture This Cover)“ • „Into the Fray“ • „Nine Ships By Night“ • „Across The Seven Seas“ • „Destined Course“ • „Pirate Squad“ • „The Longing“ ••• „I’m Gonna Be (500 Miles) (The Proclaimers Cover)“ • „Miles And Miles“ • „Homeward Bound“

Höre Storm Seeker in unserer „Mittelalter Rock & Folk Rock“-Playlist auf Spotify:

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