The History of a Hit (1): THE SISTERS OF MERCY – „Temple of Love“

The History of a Hit (1): THE SISTERS OF MERCY – „Temple of Love

Als The Sisters of Mercy am 07. Oktober 1983 ihre fünfte Single „Temple of Love“ veröffentlichten, hatte die Band um Sänger Andrew Eldritch keinen Plattenvertrag. Sämtliche Singles waren auf eigene Kosten unter dem bandeigenen Label Merciful Release produziert worden. Bereits eine Woche später aber konnte „Temple of Love“ Platz 1 der Independent-Charts erobern. Dies gab Andrew Eldritch eine gute Ausgangssituation für die bereits aufgenommenen Verhandlungen mit verschiedenen Plattenfirmen. Den Zuschlag erhielt schließlich WEA Records. Grund genug für The Sisters of Mercy, sich Jahre später dieser erfolgreichen Single noch einmal zu widmen. Das Compliation-Album „Some Girls Wander by Mistake“, das am 27. April 1992 erschien, enthielt eine Neuversion des Songs. „Touch by the Hand of Ofra Haza“, wie die Band es ergänzte. Eine weise Entscheidung, wie sich zeigen sollte … 

Die Entstehung des Textes

Andrew Eldritch ist dafür bekannt, sich niemals eindeutig zu seinen Texten und deren Entstehung zu äußern. Und so gibt es gerade in Fan-Foren einige Diskussionen, was den Kopf von The Sisters of Mercy zum Text inspirierte. Eine Theorie besagt, dass Eldritch – der Mandarin studiert hatte – den Text darauf aufbaute, dass die Schriftzeichen des Wortes „Arbeit“ auf denen des Wortes „Tempel“ basierten. Dies ließe darauf schließen, dass kein Tempel an sich gemeint sein könnte, sondern sich der Titel vielmehr mit „Arbeit der Liebe“ gleichsetzen lasse. Ein weiterer Interpretationsansatz wiederum behandelt das Thema Krieg. Ausgangspunkt dieser Theorie ist neben der Tatsache, dass Eldritchs Vater der britischen Luftwaffe angehörte, die Textzeile „96 below the wave“. Eine potentielle Anspielung auf die 1981 erschienene Verfilmung „Das Boot“. Die Romanvorlage von Lothar-Günther Buchheim handelt vom deutschen U-Boot U-96. 

Die Idee zum Remix

In einem Interview im Jahr 1992 mit der kanadischen Zeitschrift Siren erklärte Andrew Eldritch auf seine typische Art, warum die Wahl auf „Temple of Love“ fiel: „Denn es ist umwerfend, glorreich und generell wunderbar.“ Ihm zufolge war die Plattenfirma der Annahme, dass sich ein Album mit Backkatalogmaterial nicht verkaufen ließe, ohne etwas Neues dazu zu präsentieren. Der Remix entstand also, um die Plattenfirma zufrieden zu stellen. 

Das Aufnahmestudio

The Sisters of Mercy nahmen gerade zu Beginn ihrer Karriere viele ihrer Songs in ihren Wohnungen auf. Wie bereits angeklungen, hatte die Band ihr eigenes Label Merciful Release. Das Hauptquartier für Aufnahmen bildete in diesen Zeiten die Wohnung von Andrew Eldritch in Leeds. Vermutlich war dieses Heimstudio ausgestattet mit einem vierspurigen Portastudio, das auf einer Standard-Audiokassette basierte. Das Portastudio ermöglichte es Musikern seinerzeit, zu Hause kostengünstig Musik aufzunehmen und zu produzieren. Auf die Ausstattung mit so einem Gerät lässt schließen, dass in der Zeit unter anderem die „Portastudio Demos“ entstanden. Somit ist stark davon auszugehen, dass die Band zum damaligen Zeitpunkt nicht ausreichend Kapital besaß, um ihre Songs in professionellen Studios aufzunehmen – sie waren schlichtweg zu kostenintensiv. Dafür spricht auch, dass Eldritch, nachdem er die Produktionskosten für ein erstes Studioalbum auf 40.000 Pfund geschätzt hatte, sich auf die Suche nach einer Plattenfirma machte. 

Im nächsten Teil sehen wir uns das Musikvideo genauer an und machen einen Exkurs zur New Yorker Fahion Week. 

(Text: Katrin Hemmerling)

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