So war es bei WARDRUNA

28. November 2025, München, Showpalast

Die urigen Klänge vom Band verstummten, mit einem Schlag wurde die Halle stockfinster und das laute, hölzerne Krächzen eines Raben tönte durch den Münchner Showpalast. Kvitravn, der weiße Rabe, war gelandet. Auf der zerfledderten und zerrissenen Leinwand im Hintergrund zeigte ein Video den Vogel und Einar Selvik, Kopf der genre- und schubladensprengenden Dark-Ambient-Folk-Band Wardruna betrat unter tosendem Applaus die Bühne.

Ohne Zeit zu verlieren widmete der Norweger sich seinem Instrument, einer skandinavischen Harfe, und haute in die Saiten, seine Kollegen und Kolleginnen stimmten ein und ein unbeschreibliches Dröhnen fuhr durch Mark und Bein. Die Moraharpa, ein etwa 500 Jahre altes Streichinstrument, die tiefbassigen Trommeln, der betörende klare Gesang von Lindy Fay Hella und Selvik, der mit seiner Stimmgewalt Geister aus einer anderen Zeit beschwört – alles verschmolz zu einer hypnotisierenden Hymne, die so aus der Zeit gefallen, wie gleichzeitig modern und raumübergreifend wirkte.

In einer emotionalen Rede beschrieb Einar Selvik Wardrunas Musik nicht als Klänge einer vergangenen Zeit, vielmehr sei sie zeitlos und inspiriert von der Natur, Bräuchen und Traditionen, die so weltweit in jeder Kultur existieren.

Es war eine Reise durch mehr als 15 Jahre Wardruna; jedes Album bekam seine Momente, um zu strahlen, und die etwa 2.000 Anwesenden durften sich über bekannte Songs wie „Skugge“, „Tyr“ und „Isa“ freuen. Den passenden Abschluss der zweistündigen Show machte „Hibjørnen“, ein Gutenacht-Lied aus dem im Januar diesen Jahres neu erschienen Album „Birna“. Aus dem Norwegischen übersetzt bedeutet das „Bärin.“ Und so macht es Sinn, dass sich dieses Schlaflied um das Raubtier drehte. Alleine mit seiner Harfe stand Selvik auf der Bühne und verzauberte das sich komplett in seinem Bann befindende Publikum zum Abschied.

Text: Michael Schille
Photos: Markus Werner/thefreelenser

Setlist:
„Kvitravn“ • „Hertan“ • „Solringen“ • „Heimta Thurs“ • „Raido“ • „Lyfjaberg“ • „Voluspá (Skaldic Version)“ • „Tyr“ • „Isa“ • „Grá“ • „Himinndotter“ • „Birna“ ••• „Rolaust Tre Fell“ • „Fehu“ • „Helvegen“ • „Hibjørnen“