WGT 2024 – Rückblick (1/4)

WGT 2024 1/4

Wenn der Leipziger Outdoor-Shop in der Innenstadt mühsam für sein Schaufenster alles zusammensucht, was auch nur ansatzweise schwarz ist, der Italiener auf der Einkaufsstraße sein Vanilleeis mit schwarzer Lebensmittelfarbe versetzt und die Apotheken plötzlich Skelette in die Fenster hängen, wissen auch die letzten Urlaubsreisenden: das Wave-Gotik-Treffen startet wieder. (FW) Und so ist es jedes Jahr aufs Neue interessant, wie schnell sich der Schalter umlegen lässt und der Festivalmodus eingestellt ist, sobald man Leipziger Boden betreten hat. Dieses Jahr war eine gewisse Zurückhaltung hinsichtlich des Line-up zu spüren – es gab leider einige krankheitsbedingte Absagen –, aber dennoch war die Vorfreude ungebremst. (MLH)

DonnerstagWarmfeiern

Knapp 50 verschiedene Austragungsstätten erwarteten zum 31. WGT die diesjährigen 18.000 Gäste, die größtenteils bereits am Donnerstag anreisten, um ja nichts von den zahlreichen Veranstaltungen zu verpassen, die schon am Donnerstagabend starteten. Und auch die eine oder andere Warm-up-Party wollte schließlich mitgenommen werden. (FW) Völlig losgelöst war die Euphorie bei dem von Daniel Myer (u. a. Haujobb) organisierten „Karaokeabend“ der Elektro All Stars, die an diesem Abend für manch eine Überraschung sorgten. Optisch lag Peter Mastbooms (The Juggernauts) unangefochten an der Spitze, denn eine Erscheinung à la Lemmy Kilmister in quietschgelber Flokatijacke und Lackhose ist nun mal etwas, das man nicht alle Tage zu sehen bekommt. Regelrecht aus den Latschen gehauen hat uns Ky aka Acey aus Berlin, denn was die Dame mit ihrer Stimme macht, ist einfach nur Hammer! Für regelrechten Schmachtfaktor sorgte Isaac Howlett von Empathy Test, der – eine Premiere im Rahmen dieser Kooperationsreihe – mit „House of Cards“ sogar die Debütsingle seines Soloprojekts vorstellte. Wie immer war ein besserer Start in das Pfingstwochenende nicht denkbar! (MLH)

Freitag

Karneval in Schwarz?

Ein wenig durchwachsen startete der Tag mit einem nicht allzu festivaltauglichen Wetter, aber wie heißt es immer so schön: Es gibt kein schlechtes Wetter, nur schlechte Kleidung. So manch einer packte die Gelegenheit beim Schopfe, um das eine oder andere Accessoire zu ergattern. (MLH) Viele, die sich auf den Feierlichkeiten, beispielsweise im Felsenkeller oder direkt in der Agra, nicht vollends abgeschossen hatten und den kompletten Freitag komatös im Schlaflager verbrachten, zog es am Freitag gegen Mittag in den Clara-Zetkin-Park um am Viktorianischen Picknick teilzunehmen. Neben etlichen Schaulustigen hatten sich jede Menge Treffen-Gäste eingefunden, um den scherzhaft genannten „Szene-Karneval“ optisch herausgeputzt zu begehen. Auch dieses Jahr ging der Trend der Outfits in Richtung pompös. Sehen und gesehen werden ist das Motto und daran wird sich stets gehalten. Immer wieder ein Augenschmaus. (FW)

Electro, Synth, Goth Rock und Dark Wave

Was den musikalischen Aspekt anbelangt, so war ein Ziel das Westbad, welches mit feinsten elektronischen Klängen das Publikum anzulocken vermochte. Relativ schnell fand der erste offizielle Festivaltag sein Ende mit der amerikanischen Formation Psyclon Nine, die nach anfänglichen Technikproblemen das Westbad in einen wahren Hexenkessel verwandelten! (MLH) In der Agra indessen überzeugten sachtere Synth-Pop-Klänge. Zunächst jene von Melotron, um dann dem unvergleichlichen Peter Heppner Platz zu machen, der zwischen liebgewonnenen Wolfsheim-Songs und eigenen Kreationen wechselte, um emotional mit „Die Flut“ die Bühne zu verlassen. Den Abend beendeten die Briten von Ladytron und flößten der Agra einen gewissen Electro-Pop-Hauch ein. Gediegener ging es im ehrwürdigen Schauspielhaus mit Miranda Sex Garden zu, die sich ja nach über zwanzigjähriger Pause 2022 neu formiert hatten und nun auf dem WGT zeigten, wie heiß ihr Feuer noch lodert. Die bezaubernde Anneke van Giersbergen sorgte abschließend dafür, dass dieser Abend mit Sicherheit in Erinnerung bleiben wird. (MV)

FW = Fabienne Wiedmann
MLH = Marie-Luise Henke
MV = Maria Vain

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