WGT-Erinnerungen 2023: TRAITRS

„…völlig in der Musik, der Performance und der Atmosphäre des Publikums verschwinden.“

Wie häufig seid ihr bisher auf dem WGT gewesen? (Als Besucher und als Künstler)
Shawn Tucker: Nur einmal im Jahr 2018 als Künstler. Da wir in Kanada wohnen und so oft auf Tournee sind, hatten wir leider noch nicht das Vergnügen, als Besucher am WGT teilzunehmen.
Sean-Patrick Nolan: Wir haben an dem Tag „Butcher’s Coin“ veröffentlicht. Jean-Louis von Manic Depression Records parkte einige Blocks entfernt, so dass wir Kisten mit Vinyl durch die riesige Menschenmenge vor die Moritzbastei tragen mussten. Das Geld vom Merch-Stand hat er in einen Pizzakarton geworfen.

Was dachtet ihr vor dem Auftritt und wie blickt ihr heute auf diesen zurück?
ST: Bei einer Show bin ich normalerweise im Künstlermodus, was bedeutet, dass in meinem Kopf eine Million Dinge rund um den Auftritt vor sich gehen. Wir haben uns in der Kuppelhalle großartig gefühlt, das Publikum war perfekt, der Raum war voll und es lag ein glühendes Gefühl der Begeisterung in der Luft.
SPN: Ja, Shawn hat es perfekt gesagt. Ein Filmteam hat mehrere Songs der Show gefilmt, so dass wir uns mit einem Dutzend verschiedener Dinge ablenkten, um mit der Angst umzugehen. Wir hatten das Gefühl, uns etwas beweisen zu müssen. Meine Lieblingsshows sind diejenigen, bei denen ich völlig in der Musik, der Performance und der Atmosphäre des Publikums verschwinden kann. Das WGT 2023 war genau das.

Welchen Song habt ihr ganz besonders gerne gespielt?
ST: Ich genieße es immer, „The Lovely Wounded“ zu spielen, und beim WGT war es nicht anders. Der Song verlangt sowohl vom Interpreten als auch vom Zuhörer so viel Gefühl und Stimmung.
SPN: „The Way Through a Bird’s Love“ hat in der Live-Version ein langes Synthesizer-Intro, und ich freue mich jedes Mal darauf, es so lange wie möglich zu spielen, bevor wir den Rest des Stücks anstimmen. Dieser Song hat für uns eine große emotionale Bedeutung. Mich erinnert er an die schwierige Zeit, in der wir den Song geschrieben und aufgenommen haben, als wir die Isolation der Pandemie erlebten.

Gab es persönliche Treffen, die dir besonders viel bedeutet haben?
SPN: Ich war am Samstagabend auf der „When We Were Young“-Party und habe dort viele Freunde getroffen, die wir im Laufe der Jahre kennengelernt haben, das war unwirklich: The Foreign Resort, Then Comes Silence und Freunde vom „Campus Noir“-Festival in Ilmenau, DJ Evangel und so viele mehr. Es fühlte sich an wie eine Art Familientreffen.
ST: Wir konnten ein Mittagessen mit Barrett von Bootblacks einschieben und haben bei unserer Show viele Leute getroffen, die uns von Anfang an unterstützt haben. Außerdem war es toll, das Team von Freakwave zu treffen. Ein weiteres persönliches Highlight war, endlich Ronnie von Clan of Xymox im Volkspalast zu treffen.

Was wird euch von dem diesjährigen WGT noch lange in Erinnerung bleiben?
ST: Die automatische Pfannkuchenmaschine des Westin Hotels. Sie macht auf Knopfdruck einen Pfannkuchen in einer Minute.
SPN: Nach der Show haben Shawn und ich uns ein Bier im leeren Backstage-Bereich geteilt, völlig erschöpft, von Kopf bis Fuß mit Schweiß bedeckt, körperlich und geistig ausgelaugt, aber mit einem kichernden und euphorischen Gefühl nach einer tollen Show. Für diese fünf Minuten war mein hyperaktives Gehirn endlich ruhig.

Foto: Dani Vorndran

WGT-Setlist:
„Oh, Ballerina“ • „Mouth Poisons“ • „Still from Her Sores“ • „Magdalene“ • „Prostitution“ • „The Suffering of Spiders“ • „Ghost and the Storm“ • „The Lovely Wounded“ • „Skinning“ • „Thin Flesh“ • „Youth Cults“ • „The Way Through a Bird’s Love“

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