DiNA: Was steckt hinter „Diener“? Aufklärung im Interview!

Jeder ist jemandes Diener. Das ist vielleicht nicht unbedingt eine schöne Erkenntnis, doch Inspiration für die Namenswahl von DiNA. Mit ihrem selbstbetitelten Debüt, das am 31.03.2023 erschien, nehmen sie kein Blatt vor den Mund. Gegründet hat sich die Band 2021, ihre Mitglieder – deren Identitäten geheim bleiben – kennen sich aber schon deutlich länger: „Wir schätzen uns als Musiker, haben ähnliche Einflüsse und HeldInnen“, bestätigt das Quartett. Wir sprechen mit der Formation über diese Einflüsse, toxische Erziehungsmethoden und viel mehr.

Prägende Alben:
Rage Against the Machine – „Rage Against the Machine“
DiNA:
„Your anger is a gift“ ist eine Zeile, die sicherlich durch viele Passagen unserer Songs durchschimmert, sowohl instrumental als auch textlich.

Nirvana – „Nevermind“

D: Damit haben Nirvana Gitarrenmusik mit verstörendem Teenie-Mindset und Hang zur Selbstzerstörung erst richtig auf die Karte des Mainstream gebracht, ohne es jemals ernsthaft sein zu wollen. Die Platte darf einfach nirgendwo fehlen.

Led Zeppelin – generell
D:
Led Zeppelin sind wohl die Urväter der ganzen Riffgewaltigkeit, Verspieltheit aber auch Virtuosität und pauschal wohl immer eine Inspiration für Menschen, handgemachte Musik lieben. Was diese vier Typen auf der Bühne zusammen kreiert haben beschreibt das Wort „Live“ in seiner pursten, reinsten Form.

Orkus: Was hat es mit eurem Bandnamen DiNA auf sich?
D:
Der erste Song, den wir zusammen geschrieben haben, heißt „Diener“. Er ist der Grundstein für unsere gemeinsame musikalische Vision. Wir fanden es sinnvoll den Bandnamen davon abzuleiten, aber nicht genauso eindeutig auszuschreiben. Er ist unser Mantra: Wir sind alle DiNA.

O: Wenn ihr es schon ansprecht: Bereits in „Diener“ findet ihr klare Worte zu unserer Gesellschaft. Wie ist das Stück entstanden?
D:
Wir sind alle abhängig von so wahnsinnig vielen Faktoren, ob einem sexistischen, alten, weißen Mann als Chef, dem ewigen „gehustle“, wie es der Neo-Kapitalismus uns einredet, unserer Herkunft unseren Diagnosen und so weiter. – Themen, denen wir alle teilweise ohnmächtig gegenüber stehen, die wir anscheinend einfach nicht ändern können und die uns doch so kategorisieren und vorverurteilen. Unser Credo war in diesem Zusammenhang von Anfang an klar: Wir verbieten uns weder musikalisch noch inhaltlich Dinge zu schreiben, spielen oder zu sagen. Also haben wir das darin verpackt, dass wir alle „Diener“ sind. Wir sind alle „DiNA“.

O: Wie können wir uns generell das Werden des Albums vorstellen?
D:
Wir haben alle schon vorher in anderen Bands und Projekten Musik gemacht, waren in Situationen, in denen Egos und Vorstellungen aufeinander geprallt sind, Menschen von außen, ob aus der Industrie oder Familie Ansprüche erhoben und oder Druck ausgeübt haben. Das war bei DiNA alles anders. Einfach weil wir damit eigentlich gar nichts weiter wollten als Spaß zu haben und uns mit Menschen zu umgeben, die wir jeweils schätzen, als Charakter und Künstler. Genauso hat sich das dann auch in unserer Arbeitsweise manifestiert: Wir haben einfach geschrieben und hatten die zehn Songs, die jetzt dieses Album ausmachen, überraschend schnell zusammen.

O: Gab es auch den einen oder anderen Song oder Textteil, bei dem ihr erst mal diskutieren musstet, ob das wirklich so unverblümt und klar ausgedruckt werden soll?
D:
Definitiv. Die Diskussion war aber ein sehr willkommener Teil des Prozesses und hat die musikalische Arbeit überhaupt erst so interessant gemacht. Wir waren alle 100 Prozent „an“, während wir diese Songs geschrieben und getextet haben, konnten uns zu Themen unterhalten, die uns interessieren und umtreiben und sind daran als Gruppe von Menschen gewachsen.

O: Ein besonders begeisternder Song ist auch „Sorgenparasit“. Was war hier die Inspirationsquelle?
D:
„Sorgenparasit“ erzählt die schwierige Geschichte einer „Eltern-Kind-Beziehung“ voller Erwartungen und teils toxischen Projektionen auf das Kind, die es zu erfüllen hat. Nicht um seiner selbst willen, sondern um den Träumen des vermeintlich Erziehenden zu entsprechen. Auf manchen Ebenen lässt uns der Konflikt dieser besonderen Beziehung nicht los, egal wie alt wir werden.

O: Bisher wurden eure Identitäten nicht preisgegeben. Was ist der Vorteil, sich hinter einer Maske zu verstecken?
D:
Wir verstecken uns nicht hinter den Masken. DiNA versteht sich als Bewegung. Wir sprechen diejenigen Themen an, die uns alle berühren, bewegen oder das zumindest unserer Meinung nach sollten. Wir erachten es nicht als sinnvoll diese Energie und Überzeugung mit Gesichtern, Egos und Eitelkeiten zu verwässern.

O: Was sagt der Blick in die Glaskugel?
D:
Auf Bühnen zu stehen und unsere Musik mit anderen DiNAn teilen zu können.

Interview: Claudia Zinn-Zinnenburg

Foto: Gerrit Wohnsdorf

Das selbstbetitelte Album kann hier bestellt werden.