IAMX im Interview – Teil 1/4
„Ich war mir sicher, dass mein Leben nicht normal verlaufen würde.“ (Chris Corner)
Am 30.08.2024 erschien mit „Fault Lines²“ ein neues Album von IAMX. Inmitten seiner aktuellen Tourvorbereitungen ermöglichte uns Chris Corner in einem faszinierenden Gespräch, tief in die Welt von IAMX einzutauchen …
Parallelwelt?
Orkus: IAMX passen bewusst in keine Schublade. Du bist ein wahrer Künstler mit allen dazugehörigen Facetten. Warst du als Heranwachsender auch schon auf eher eigenen Pfaden unterwegs?
Chris Corner: Das hast du wunderschön gesagt, danke. Ich war mein ganzes Leben lang sehr zurückgezogen. Selbst in meinen geselligsten Zeiten fühlte ich mich unwohl, was dazu führte, dass ich Drogen nahm und trank, um mich in Gruppen wohlzufühlen. Ich verbrachte den Großteil meiner Kindheit in meinem Zimmer, in meiner eigenen Gedankenwelt. Ich bin im Autismus-Spektrum, und eine der Herausforderungen, die damit einhergeht, sind Probleme mit der sozialen Interaktion. Diese Isolation hat mir jedoch dabei geholfen, viel Zeit damit zu verbringen, mein Handwerk zu erkunden, zu scheitern, erfolgreich zu sein und zu lernen. Was für manche ein Defizit sein mag, ist für mich ein Vorteil. Meine Jugend war erfüllt von intensiven visuellen und akustischen Fantasien und Träumen. Doch das Einzige, dessen ich mir sicher war, war, dass mein Leben nicht normal verlaufen würde. Ich bin zudem ohne Geld in der Arbeiterklasse aufgewachsen. Diese finanzielle Instabilität trieb mich dazu, in meiner Kunst unabhängiger zu werden. In dem Moment, als meine Kunst begann, Geld zu verdienen, und ich erkannte, dass dies für mich eine Möglichkeit war, hielt ich fest daran und habe nie wieder losgelassen. Ich habe großes Glück, so leben zu können.
Ist Urlaub eine Illusion?
O: Kannst du auch mal Abstand von deinem kreativen Schaffen nehmen? Wann warst du zuletzt im Urlaub?
CC: Ich habe das Konzept von Urlaub nie verstanden. Es würde mich nur ängstlich und deprimiert machen. Ich würde an einen wunderschönen Ort reisen und sofort dort leben wollen. Ich kann nicht einfach nur kommen und gehen. Ich habe versucht, mein Leben so zu gestalten, dass Natur und schöne Orte ein fester Bestandteil davon sind. Wenn ich mich in eine Stadt verlieben würde, würde ich dorthin ziehen. Als ich in die USA zog, verliebte ich mich in die Wüste, also habe ich einen alten Wohnwagen zu einem Musikstudio umgebaut, etwas Land gekauft und bin schließlich hiergeblieben. Urlaube sind dafür da, einem Leben zu entfliehen, in das man nicht vollkommen verliebt ist. Ich möchte jedoch in mein Leben verliebt sein. Mein Leben ist der Urlaub.
Arbeit und Vergnügen?
O: Hat sich in all den Jahren mal eine Freundschaft zu einem deiner Fans entwickelt?
CC: Ja, ich habe ein paar enge Freundschaften, die durch IAMX entstanden sind. Es mag mit geschäftlichen oder arbeitsbezogenen Themen beginnen, aber es kann sich zu einer Freundschaft entwickeln. Das Projekt ist ein enormer Teil meines Lebens, daher kann man mich wirklich nur durch die Kunst kennen und akzeptieren. Ich kann das nicht trennen, also wenn jemand meine Arbeit bereits liebt, habe ich das Gefühl, dass er mich auf einer tiefen Ebene versteht. Es ist oft leichter für mich, durch Musik zu kommunizieren als verbal. Ich schreibe auf eine intime, persönliche Weise, und es ist mir wichtig, dass dies wahrgenommen und zu denen durchdringt, die mir nahestehen. Ich verstehe nicht, wie sich Künstler selbst davon abhalten können, ihren Fans nahe zu kommen!
Tierischer Seelenbalsam
O: Im aktuellen Booklet hast du deine fünf Haustiere erwähnt. Von deinem Hund hast du mal in einem Interview erzählt. Welche Haustiere hast du noch?
CC: Vor kurzem habe ich eine Hündin namens Minty verloren. Sie war eine wunderschöne, vom Leben gezeichnete Straßenhündin, die misshandelt wurde, aber voller Liebe war. Das war verdammt hart. Meinen ersten Hund, Polar, habe ich vor ein paar Jahren verloren, und jetzt habe ich noch drei kleine Hunde und eine große schwarze Katze. Alle sind gerettete Tiere. Ich liebe sie über alles. Sie bringen mir unheimlich viel Freude. Es erfordert Energie, sich um sie zu kümmern, aber die Anzahl der unwillkürlichen Lächeln, die ich jetzt an einem durchschnittlichen Tag habe, ist im Vergleich zu früher erstaunlich. Sie sind meine mentale Medizin.
Im nächsten Teil sprechen wir mit Chris Corner über Lichtreflexionen, das Wüstenleben, Idole auf Augenhöhe und den Fall von Masken.
Interview: Nadine Kloppert
Sieh Dir den Clip zu „Neurosymphony“ hier an:
IAMX live erleben:
25. April 2025 SE-Gothenburg, Monument
26. April 2025 SE-Stockholm, Kollektivet Livet
28. April 2025 UK-Manchester, Academy3
29. April 2025 UK-London, Electric Ballroom
01. Mai 2025 DE-München, Ampere
02. Mai 2025 DE-Oberhausen, Kulttempel
03. Mai 2025 NL-Utrecht, De Helling
05. Mai 2025 PL-Kraków, Kwadrat
06. Mai 2025 PL-Warsaw, Progresja
09. Mai 2025 DE-Berlin, Columbia Theater
10. Mai 2025 DE-Hamburg, Markthalle
12. Mai 2025 CZ-Prag, Lucerna
14. Mai 2025 AT-Graz, PPC
16. Mai 2025 AT-Wien, SIMM City
17. Mai 2025 CH-St. Gallen, Grabenhalle
18. Mai 2025 DE-Frankfurt, Das Bett
20. Mai 2025 BE-Brüssel, Ancienne Belgique
21. Mai 2025 FR-Paris, Trabendo
23. Mai 2025 ES-Barcelona, Apolo 2
24. Mai 2025 ES-Madrid, Sala Mon
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