IN EXTREMO – „7“ (20-Jahre-Klassiker) 

IN EXTREMO
„7“
CD (Motor/Universal)

Wer auch immer im Vorfeld das Gerücht verbreitet hat, In Extremo würden sich mit „7“ von ihrem bisherigen Stil verabschieden, das Mittelalter Mittelalter sein lassen und sich ausschließlich zeitgemäßen Musikrichtungen widmen – falscher hätte diese Person wohl kaum liegen können. Das macht bereits der Opener klar, das auf einem Text von Francois Villon basierende „Erdbeermund“. Ein klassischer Text, die über lange Jahre lieb gewonnenen Dudelsäcke, die gewohnt rockigen Gitarren – ein In-Extremo-Song par excellence. Wie der Einstieg, so auch die folgenden Stücke des Albums: Das krachende „König Nimrod“, in dem die Band in kaum gekannter Art und Weise aufs Tempo drückt, das druckvolle, mit der Unterstützung von Fanta Vierer Thomas D eingespielte „Ave Maria“, das wunderbar melodiöse „Mein Kind“ oder das zu Recht zum Hit avancierte „Küss Mich“ zeigen In Extremo in Höchstform, ja weit besser noch als auf dem Vorgänger „Sünder ohne Zügel“, weil tighter, kompakter, in sich geschlossener und songwriterisch stärker denn je zuvor, was nicht zuletzt an der Arbeit von Gitarrist Der Lange liegt, der eine Unzahl an großartigen Riffs beigesteuert hat, die In Extremo hart wie selten klingen lassen. Doch „7“ kann auch mit der einen oder anderen Überraschung aufwarten, etwa den beiden akustischen Stücken „Davert-Tanz“ und „Melancholie“ (die auch die letzten Zweifler eines Besseren belehren sollten) sowie den heimlichen Hit der Platte, dem bitterbösen, natürlich nicht ganz ernst zu nehmenden „Albtraum“ („Ich hab‘ meine Tante geschlachtet, meine Tante, die war alt und schwach“). Mit „Segel“ setzen sind In Extremo dann zum Schluss sogar noch mal für den großen Traum gut: „Kommt mit mir auf die Reise.“ Nichts lieber als das. (10)

Arnulf Woock

(Die Review erschien erstmalig in der Orkus!-Ausgabe September 2003)

In Extremo 2003

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