Interview: A LIFE DIVIDED: „Ventil, Therapie, Antrieb …“

20 Jahre liegt die Gründung von A Life Divided in der Vergangenheit. Während der Album-Vorgänger „Echoes“ (2020) eher auf Synthie-Klänge setzt, kehrt die Formation mit „Down the Spiral of a Soul“ (VÖ 07.07.2023) zurück zum wütenden Metal. Wir sprechen mit Mastermind Jürgen Plangger über das neue Album, Kindergartenfreunde und die Tiefen der Seele.

Foto: Tony Berger

Orkus: Eingeläutet wird „Down the Spiral of a Soul“ hammerhart mit „Last Man Standing“. Inwiefern habt ihr vielleicht gerade in den letzten Jahren „Felsen“ gesehen, die dann doch der Brandung nicht standhalten konnten? Wie geht es euch damit?
Jürgen Plangger: Tatsächlich sind in meinem persönlichen Umfeld ein paar Felsen umgefallen, von denen ich es nicht gedacht hätte. Starke Menschen, deren vermeintliche Unverletzlichkeit ich immer als selbstverständlich angesehen hatte. Ein Großteil des Albums befasst sich mit den Themen mentale Gesundheit und Depression. Ich denke, sehr viele Menschen mussten in den letzten Jahren mal durch dunkle Täler gehen und können das nachvollziehen.

O: Ein Stück, das besonders im Gedächtnis bleibt ist „Thanks for Nothing“. Gibt es eine konkrete Geschichte dazu?
JP: In dem Song geht es ums Loslassen. Von einem Menschen, der einem nicht gut tut, von einer schlechten Angewohnheit, dem Job, der einen unglücklich macht. Wir halten manchmal unnötig lang an Dingen fest, die uns nicht gut tun und uns vergiften. In „Thanks for Nothing“ ist das befreiende Gefühl beschrieben, das sich einstellt, wenn man sich von diesen negativen Dingen frei macht.

O: Inwiefern passt das nachdenkliche End-Stück „Down the Spiral of a Soul“ perfekt als Titel und wie entstand der Song?
JP: Wir haben es zur Tradition gemacht den jeweils letzten Song auf unserem Album etwas aus dem Rahmen fallen zu lassen. Dieses Mal haben wir ein düsteres, verlorenes, epochales Lied als Schlusspunkt gesetzt. Es geht darum, am dunkelsten und einsamsten Ort seiner Seele gefangen zu sein, und um die Kraft den Weg zurück zu finden. Der Titel des Songs „Down the Spiral of a Soul“ fasst sehr gut die Grundstimmung, das Gefühl und die Themen der Platte zusammen.

O: Das Albumcover stammt vom Erik. Wie kam es zu der Idee?
JP: In den Augen spiegelt sich die Seele. Man kann von ihnen alle Emotionen ablesen. Freude, Trauer, Angst etc. Das passt sehr gut zu dem Albumtitel. Die Augen als Tor zur Seele.

O: Wie kam es zur Coverversion „Send Me an Angel“? – Und inwiefern brauchen wir die gerade JETZT besonders?
JP: Das Original ist von der Band Real Life und war in den Achtzigern ein Hit. Wir lieben Synthpop aus diesen Jahren. Als der Song rauskam war ich sechs Jahre alt, genauso wie mein Kindergarten-Kumpel Erik, unser heutiger Keyboarder und Produzent. 40 Jahre später sind wir immer noch Freunde und machen zusammen Musik. Die Schwierigkeit beim Covern ist es ja, dem Original gerecht zu werden aber gleichzeitig seinen eigenen musikalischen Stempel aufzudrücken. Das ist oft gar nicht so einfach, hat in diesem Fall aber super geklappt!

O: Ganz was anderes: Wann wurde euch bewusst, dass dieses Jahr euer 20-Jähriges gefeiert werden kann? Fühlt es sich überhaupt so lange an?
JP: Du hast recht, wir werden 20 Jahre alt … unglaublich, das ist fast mein halbes Leben … Und es gibt mir immer noch genauso viel wie in den Anfangstagen. Die Musik ist für mich Ventil, Therapie, Antrieb und erfüllt mich jeden Tag aufs Neue!

O: Wenn wir bei der Gelegenheit einen kleinen Rückblick wagen: Was ist in Erinnerung geblieben von 20 Jahren A Life Divided?
JP: Am bedeutendsten sind für mich immer die Erinnerungen, die man sich nicht einfach so kaufen kann. Unsere Arenenshows mit Unheilig z. B. oder die Europatour mit Apocalyptica waren sicherlich Highlights. Aber eigentlich schaue ich lieber nach vorne. Den Blick zurück werfe ich erst, wenn wir aufhören. Und davon sind wir hoffentlich noch weit entfernt.

So sehen auch wir lieber in die Zukunft mit den Tour-Terminen:
09.09.2023 München, Backstage Werk
14.09.2023 Stuttgart, ClubCANN
15.09.2023 Memmingen, Kaminwerk
16.09.2023 Cham, L.A.
21.09.2023 Aschaffenburg, Colos-Saal
22.09.2023 Oberhausen, Kulttempel
23.09.2023 Hannover, Subkultur
02.10.2023 Leipzig, Moritzbastei
03.10.2023 Hamburg, MarX (Markthalle)


Claudia Zinn-Zinnenburg             

Line-up:
Jürgen Plangger – Gesang
Tobi Egger – Bass
Tony Berger – Gitarre
Erik Damköhler – Keyboard, Gitarre
Manuel Di Camillo – Schlagzeug

Für den Orkus1.com-Newsletter kannst Du Dich hier eintragen: