So war es bei EMPATHY TEST

13. September 2025, Hamburger Markthalle
Support: Lakeside X
Hamburg, 13. September 2025 – die Markthalle bebte, die Markthalle tanzte – und diesmal nicht von Gitarrenriffs oder donnernden Drums, sondern von einer anderen Art Dunkelheit: der vibrierenden, fließenden Schwärze elektronischer Sehnsucht. Zwischen blauen Lichtkegeln und flimmernden Schatten sammelte sich die schwarze Szene wie ein Schwarm um ein pulsierendes Herz. Empathy Test hatten gerufen – und die Antwort war laut, klar, voller Hingabe, geladen mit elektrischer Spannung, die jeden Winkel des Saals durchströmte.
Wer braucht Gitarren, wenn Sehnsucht lauter klingt?
Empathy Test sind längst mehr als ein Geheimtipp der internationalen Synth-Pop-Szene. Gegründet in London, führen sie eine Tradition fort, die irgendwo zwischen melancholischem Achtziger-Retro und modernem Dark Wave ihre Heimat gefunden hat. Frontmann Isaac Howlett, dessen Stimme zwischen zerbrechlicher Verletzlichkeit und hymnischer Größe pendelt, trägt die Songs wie Bekenntnisse – direkt aus der Seele hinein ins Herz. Daneben weben flirrende Synth-Flächen und tiefe, schimmernde Beats ein Fundament, das jede Melodie wie ein funkelndes Sternbild trägt. Live sind Empathy Test kein reines Hör-, sondern ein Fühl-Erlebnis: glitzernd, schwermütig, betörend. Ihre Songs sind keine bloßen Tracks – sie sind Türen, die aufgestoßen werden, um uns in Räume voller Erinnerungen, Wunden und Hoffnung zu führen.
Dunkle Eleganz in Synth-Pop
Den Anfang machten Lakeside X – eine Band, die es versteht, mit lauten und noch viel mehr mit leisen Tönen große Wirkung zu entfalten. Ihre Musik bewegt sich im Spannungsfeld von melancholischem Synth-Pop und atmosphärischem Dark Wave, getragen von Klangflächen, die wie Dämmerlicht durch die Halle zogen.
Ihre Songs wirkten wie Spiegelbilder nächtlicher Gedanken: verletzlich, eindringlich, aber immer mit einem Kern von Hoffnung. Die Stimme von Frontmann Janne Marvannen schwebte über den Melodien, mal kristallklar, mal brüchig – wie ein Versprechen, dass Dunkelheit nicht nur Schwere, sondern auch Schönheit bedeutet. Es war die perfekte Einstimmung: Keine laute Attacke, sondern ein fließender Übergang in eine tanzbare Stimmung, die das Publikum schon jetzt umfing. Lakeside X öffneten Türen zu unseren inneren Räumen, in die Empathy Test später mit voller Wucht eintreten würden. Ein Support, der keiner sein wollte – sondern ein eigenständiges Kapitel des Abends.
Wenn aus Sehnsucht Klang wird
Als schließlich die Lichter wechselten und Empathy Test die Bühne betraten, brandete ein Jubel auf, der mehr war als bloße Vorfreude: Es war ein Wiedersehen, ein kollektives Aufatmen, ein Moment, in dem der Saal sich mit einem Schlag vereinte. Mit „Kirrilee“ begann eine Reise durch Klanglandschaften, die sich wie Sternbilder am Himmel ordneten. „Last Night on Earth“ trieb diese Atmosphäre weiter, dunkler, dringlicher, während „Making Worlds“ dem Abend etwas Kosmisches verlieh – als würde man gemeinsam in eine Parallelwelt abtauchen.
Es folgte die fragile Intensität von „Fear of Disappearing“, bevor die Menge beim wuchtigen „Monsters“ endgültig explodierte. Hände schnellten nach oben, Stimmen mischten sich in den Refrain, und die Markthalle verwandelte sich in einen einzigen, vibrierenden mitsingenden Organismus. Doch Empathy Test kennen auch das leise Drama. „Bare My Soul“ ließ den Raum innehalten, nur um mit „Incubation Song“ wieder ein hypnotisches Glühen aufzubauen. „Empty Handed“ und „A River Loves a Stone“ schufen eine melancholische Mitte, die schwer im Magen und leicht im Herzen lag.
Ein besonderer Moment des Abends waren die drei Solo-Songs von Isaac Howlett. Sein Nummer-1-Hit „House of Cards“, der am 3. Oktober 2025 veröffentlichte neue Song „Eggshell“ sowie das erst am 31. Oktober 2025 erscheinende „Ghost of the Tsunami“ entfalteten eine intime Intensität, die den Raum in ehrfürchtiges Schweigen tauchte. Keine bloßen Zwischenspiele, sondern kleine Seelenoffenbarungen, die wie gezeichnete Schatten in den Köpfen der Zuhörer hängenblieben. Für einen Augenblick schien es, als hätte man einen Schlüssel zu Isaacs innerstem Tagebuch in Händen – eine Direktverbindung zu seinen Gedanken, Gefühlen und Ängsten, die in purer Klangmagie auf die Bühne übersprang.
Mit „Holding On“ und dem düsteren „Vampire Town“ gewann die Show wieder an Wucht, bevor „Doubts“ und „Demons“ das Konzert auf eine kathartische Spitze führten. Spätestens bei „Losing Touch“ war klar: Hier stand keine gewöhnliche Synth-Pop-Band auf der Bühne, sondern Künstler, die Sound in pure Emotion verwandeln.
Die Zugaben kamen in zwei Wellen und waren mehr als ein Bonus. Zuerst „Holy Rivers“ und „Love Moves“, die sich wie ein warmer Strom durch den Saal ergossen, getragen von fast spiritueller Intensität. Doch Empathy Test hatten noch mehr zu geben. Mit „Throwing Stones“ schlugen sie einen letzten Funken in die Nacht, und „Here Is the Place“ brachte schließlich alles auf den Punkt: Ein letzter Rausch, ein letztes Aufbäumen, bevor Stille blieb – eine Stille, die noch lange nachhallen sollte. Dies war der Ort, dies war die Zeit, dies war das Gefühl, das bleibt.
Fazit
Dieser Abend war mehr als ein Konzert. Er war ein elektrisches Ritual, das die schwarze Szene in Hamburg für Stunden in eine andere Dimension versetzte. Empathy Test haben gezeigt, wie man Emotionen nicht nur spielt, sondern lebt – jede Zeile, jeder Ton, jede Geste war durchzogen von Wahrheit. Wer dabei war, ging nicht einfach nach Hause. Er trug etwas mit sich hinaus, das nicht verblasst: die Erinnerung an eine Nacht, in der Melancholie zu Euphorie wurde und die Markthalle zu einem Herz, das im Takt von perfektem Synth-Pop schlug.
Text & Photos: Thomas Fuhrmann – geschrieben mit schwarzem Herzschlag und blauen Neontränen
Setlist Empathy Test:
„Kirrilee“ • „Last Night on Earth“ • „Making Worlds“ • „Fear of Disappearing“ • „Monsters“ • „Bare My Soul“ • „Incubation Song“ • „Empty Handed“ • „A River Loves a Stone“ • „Eggshell (Isaac Howlett Song)“ • „Ghost of the Tsunami (Isaac Howlett Song)“ • „Holding On“ • „Vampire Town“ • „House Of Cards (Isaac Howlett Song)“ • „Doubts“ • „Demons“ • „Losing Touch“ ••• „Holy River“ • „Love Moves ••• „Throwing Stones“ • „Here Is the Place“