Erinnerungen an den Sommer: So war das 3. Klaffenbach Open-Air

DAS 3. KLAFFENBACH OPEN AIR – ein Schloss im Konzertfieber

Wir schreiben Mitte September und der Sommer verabschiedet sich zunehmend, doch es ist noch Zeit für ein Open-Air der besonderen Art, das Klaffenbach Open-Air. Das Event, welches nunmehr zum dritten Mal im Wasserschloss bei Chemnitz stattfindet, versprach in diesem Jahr den Besuchern einen abwechslungsreichen Konzertabend. Mit an Bord waren Eisbrecher und Nachtblut. Für das richtige Rock- und Mittelalterflair sorgten Haggefugg und Corvus Corax. Allerdings machte der Wettergott zuvor einige Änderungen erforderlich, denn aufgrund des Dauerregens mussten die Konzerte von der Schlosswiese in den Schlosshof verlegt werden. Daher musste der wunderschöne Mittelaltermarkt, der an zwei Tagen stattfinden sollte, schweren Herzens abgesagt werden. Aber immerhin konnten die Konzerte stattfinden.

So war es dann so weit und die Jungs von Haggefugg eröffneten den Abend. Mit ihrer Mischung aus Mittelalter und Rock legte die Band den Grundstein für gute Laune und fröhliche Gesichter im Publikum, und schnell bekam man Lust auf mehr. Besonders fiel die Freude und Begeisterung auf, die, gepaart mit sehr viel Herzblut und Lebensfreude, den Auftritt zu etwas Besonderem machte. Das merkten selbstverständlich auch die Besucher, und spätestens als Sänger Gregor Krähenkehle dem Publikum eine echte Möhre auf der Bühne präsentierte mit den Worten: „Der Schnelle bekommt sie am Band-Merch bei einem Einkauf obendrauf“, konnte man überall im Schlosshof lachende Gesichter sehen. Nach dem Konzert ist vor dem Konzert, und so nahm sich die Band im Anschluss viel Zeit für ihre Fans zum Quatschen und Bildermachen. Ein wunderschöner Auftakt für das Open-Air.

Haggefugg



Corvus Corax brachten nun vollends das Mittelalter in den Schlosshof. Die gesamte Bandformation bot ein fantastisches Bild, wobei Sackpfeifen, Trommeln, mittelalterliche Gewandung und die stilgerecht gestaltete Bühne schon vortrefflich abgestimmt waren, was das Auge zusätzlich erfreute. Sänger Castus nutzte die Pausen nach den Stücken immer wieder dazu, in feiner Machart für jedes neue Lied eine kleine Vorgeschichte zu erzählen. Wer mit mittelalterlichen Klängen vertraut ist, wusste Songs wie „Venus Vina Musica“, „In Taberna“ und das zum Mitsingen animierende „Havfru“ besonders zu schätzen. Corvus Corax meisterten damit ihren Auftritt nach guter, alter Spielmannstradition, sodass es immer wieder ein Ohrenschmaus ist, die Band live zu erleben.

Corvus Corax

Dark Metal löste Mittelaltermusik ab, denn zur Mitte des Konzertabends wurde es jetzt lauter, und das aus vollen Boxen, denn Nachtblut gaben sich die Ehre. Sänger Askeroth betrat die Bühne unter brachialem Schlagzeuggewitter und begann mit „Multikulturell“ die Einleitung zur düsteren Dark-Metal-Show. Je mehr Songs im Laufe des Abends gespielt wurden, desto mehr zwangen die Jungs von Nachtblut mit ihrem mitreißenden Rhythmus das Publikum in Bewegung. An jeder Ecke des Schlosshofes wurde jetzt mitgesungen, sei es zu „Lied für die Götter“ oder „Der Tod ist meine Nutte“. – An vorderster Front sah man unzählige Köpfe und Haare in Bewegung. Immer wieder animierte Bassist Ablaz die Menge und spätestens mit der Eigeninterpretation vom Lied der Prinzen „Alles nur geklaut“ sang jeder den Text inbrünstig mit. Nachtblut überzeugte mit feinstem Dark Metal auf hohem Niveau und schaffte damit den perfekten Übergang zu Eisbrecher. In einer kurzen Pause danach konnten alle Anwesenden im Schlosshof erstmal wieder durchatmen und sich mit frischen Getränken und kulinarischen Köstlichkeiten versorgen, von denen es im Wasserschloss Klaffenbach einige zu entdecken gab.

Nachtblut

Nun war es soweit! Herr Wesselsky, auf die Bühne bitte! Eisbrecher, der Headliner des Open-Airs, startete nun volle Kraft voraus. Achim Färber am Schlagzeug legte los, dann betrat Alexander Wesselsky die Bühne und begrüßte unter lautem Jubel die Zuschauer. Der Einstieg gelang perfekt mit „Willkommen im Nichts“, gefolgt von „So der so“, und spätestens beim dritten Titel „Volle Kraft voraus“ war das Eis im Publikum gebrochen! Jeder war in Bewegung, sang mit oder musste lachen, denn wer Alex kennt, weiß warum: Er macht gerne zwischen den Songs immer kleine Späßchen mit dem Publikum. Beispielsweise blickte er verlegen in die Menge und sagte zu jemandem: „Lass dein Handy nicht fallen!“ oder „Jetzt zeigen wir mit dem Finger auf irgendwen!“ oder „Jung, du wirst auch nie erwachsen, was?“ Kaum eine andere Band versteht sich darauf so gut, ihre Fans rundum zu unterhalten wie Eisbrecher.

Das zeigte sich an dem Abend auch mit unterschiedlichen Outfits, die passend zum jeweiligen Song von Alexander getragen wurden. So erschien er mal als Pilot, um dann als Kapitän bei „Sturmfahrt“ wieder auf der Bühne zu stehen. Ein anderes Mal gab es Weisheiten in zünftiger bayerischen Tracht zu hören und dazu wurde ein Jagdhorn gespielt. Im Anschluss wurden zwei Barhocker auf die Bühne gebracht, wobei auf dem einen Jürgen (Gitarrist) und auf dem anderen Alex Platz nahm. Gespielt wurde eine Akustik-Version von „Schwarze Witwe“. Unterhaltsam war, dass sich beide nicht allzu ernst nahmen und dabei viel über sich selbst lachten und schräg sangen. Der Song „Eiszeit“ war danach an der Reihe. – Ein Highlight des Abends, wie es auch bei anderen Konzerten schon gemacht wurde, ist es nämlich, wenn es vom Bühnendach aus anfängt zu schneien. Alle Bandkollegen standen zudem mit dicken Polarjacken auf der Bühne und Alexander kreuzte dazu zwei Eispickel. Wer das einmal erlebt hat, schwärmt davon und hat das perfekte Spektakel für den kraftvollen Song „Eiszeit“ wohl noch lange danach im Kopf. So spielte er noch mehrere Stücke und in der Zugabe war mit „Miststück“ noch ein weiteres Highlight vorhanden, das bei keinem Eisbrecher-Konzert fehlen darf. – Wird er doch immer unter Einbeziehung des Publikums gespielt. Mit dem Falco-Stück „Out of the Dark“ in der Zugabe ging dann das Konzert zu Ende.

Eisbrecher


Leider ist es nun unausweichlich nach der Zugabe, dass ein Konzert zu Ende geht, und Eisbrecher bedankten sich herzlich zum Abschluss, aber nicht ohne den einen oder anderen Eisplüschbär in die Menge zu werfen. Alle Bands kamen zum Abschluss nochmal auf die Bühne und unter lautem Jubeln der Fans ging ein eindrucksvolles Open-Air zu Ende. Allen Beteiligten war damit ein schönes, abwechslungsreiches und gut organisiertes Klaffenbach Open-Air gelungen, und wir sehen uns bestimmt im kommenden Jahr wieder.


Text & Photos: Marco Wernicke, BlackS Photography

Setlist Eisbrecher:
• „Willkommen im Nichts“ • „So oder so“ • „Volle Kraft voraus“ • „FAKK“ • „Augen unter Null“ • „Dagegen“ • „Im Guten, im Bösen“ • „Sturmfahrt“ • „Schwarze Witwe“  (Unplugged) • „Eiszeit“ • „1000 Narben“ • „Himmel, Arsch und Zwirn“ • „This Is Deutsch“ ••• „Verrückt“ • „Was ist hier los? “ • „Miststück“  (Megaherz-Cover) • „Out of the Dark“ (Falco-Cover)

Für den Orkus1.com-Newsletter kannst Du Dich hier eintragen: