Q+A / Story (1/4): EISBRECHER: „‚Scheiße‘ hat man gesagt.“

Foto: Holger Fichtner / 360 Grad Design

Wir sinnieren mit Alex Wesselsky – der Song „FAKK“ ist eine hervorragende Inspirationsquelle – über zeitgenössische Schimpfwörter. „Liebe macht Monster“ eröffnet aber vor allem sozial- und gesellschaftskritische Sichtweisen, denn den Mund verbieten lassen sich Eisbrecher keinesfalls. So prangern wir die neue Diskussionskultur an und enden bei der ultimativen Gerechtigkeit.

Orkus: Ein Song mit Gegensätzen ist „FAKK“. Er hat etwas Rappermäßiges, musikalisch enttäuscht ihr aber nicht und geht auf volle Härte, wie man sich das eigentlich nur wünschen kann. Wie kam es zu diesen scheinbaren Kontrasten? Oder sind das gar keine?

Alexander Wesselsky: Das hat uns ja schon immer gejuckt. Dass der Eisbrecher keine Probleme damit hat, mit NDW und Rap oder sonst was zu spielen, weiß man nicht erst seit „This Is Deutsch“ oder „Fanatica“. Da waren wir immer neugierig und offen. „FAKK“ ist ein reinrassiger Crossover. Das haben wir dem amerikanischen Kulturimperalismus zu verdanken, dass man auf der ganzen Welt, wenn man sich den Zeh stößt, nicht hört. „Herrschaftszeiten nochmal, verflucht!“, sondern dass man sagt: „Fuck!“ Es ist ein schöner, knackiger, einsilbiger Fluch, der weltweit vermarktet und verkauft wurde. Das ist wahrscheinlich das meist gesagte Wort, dem wir jetzt ein musikalisches Denkmal gesetzt haben. „Fuck you, I won’t do what you tell me!“, sag ich jetzt mal. Rage Against the Machine. Das war die Hochphase von Crossover. Das Wort „fuck“ gehört in einen Metal-meets-Hiphop-Kontext. Ich würd mich wahnsinnig freuen, die Nummer auch mal live zu erleben. 

O: Was hat man eigentlich vor „fuck“ gesagt?

AW: „Scheiße“ hat man gesagt. Aber „fuck“ ist aggressiver. Fuck ist eher mit dem Mittelfinger mitten ins Gesicht. Scheiße betrifft vor allem mich, da stehe ich mit beiden Beinen drin. Fuck hat ein Gegenüber. Scheiße bleibt für die Hedonisten und Egomanen, aber fuck ist die Waffe für alle, die sich gerne mit anderen befassen. (lacht) Für geselligere Zeitgenossen…

Im nächsten Teil sind wir mit Alex „Dagegen“.

(Interview: Claudia Zinn-Zinnenburg)

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