Q+A / Story (1/3): FRONT LINE ASSEMBLY: „… und alles wäre anders gekommen.“

Hach ja, Kanada, da lebt ja seit vielen Jahrzehnten Bill Leeb von Front Line Assembly. Und auch Rhys Fulber ist mit seinem Sohn von Florida zurückgezogen. Während die ganze Welt ungläubig auf die USA starrt (zum Zeitpunkt unseres Interviews ist das Kapitol erst vor wenigen Tagen gestürmt worden), spricht kein Mensch von Kanada. „Es ist ein ruhiger, stiller Ort“, lacht Bill, „an dem nicht so viel passiert. So ist das halt in einem politisch korrekten Land.“ Hier wechselt Bill auf Deutsch, denn seine Muttersprache ruft er sich gerne ins Gedächtnis, wann immer es möglich ist. Seinen Dialekt findet er selbst komisch: eine Mischung aus wienerischem und englischem Akzent. Wir hingegen finden das charmant – auch wenn Bill immer wieder bescheiden betont, dass sein Deutsch nicht mehr so gut wäre. Wir Exil-Wiener verstehen uns halt und sinnieren über wienerische Konditoreien, Kaffeehäuser und Spaziergänge in Schönbrunn. „Manchmal überkommt mich die Sehnsucht nach Wien. Kanada ist ganz anders“, gesteht Bill. „Aber ich glaube, wenn ich in Wien geblieben wäre, hätte ich Skinny Puppy nicht gegründet und alles wäre anders gekommen. Es herrscht einfach eine ganz andere Stimmung.“ Diese Stimmung ist natürlich auch in dem aktuellen Werk von Front Line Assembly „Mechanic Soul“ zu spüren und nun erkundigen wir uns – wieder auf Englisch – nach den Hintergründen.

Front Line Assembly by Bobby Talamine
Foto: Bobby Talamine

Orkus: Zunächst wirkt „Mechanical Souls“ wie ein Widerspruch. Aber je länger man darüber nachdenkt, desto besser passt es. Was bedeutet er für dich? 
Bill Leeb: Das ganze Album ist ja elektronisch, das macht es für mich schon einmal weniger menschlich. Können wir mit unseren elektronischen Klängen seelenvoll, gefühlvoll sein? Wir machen das ja schon seit einer Weile. Und du fragst dich immer wieder aufs Neue: Ist es kraftvoll genug, hat es eine Bedeutung? Elektronische Musik ist ja einfach „mechanisch“ („mechanical“), auch wenn du sie menschlicher zu gestalten versuchst. Was denkst du? 

Dystopie, Surrealismus und nächster Stopp: Mars – im nächsten Teil. 

(Interview: Claudia Zinn-Zinnenburg)

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