Vor 20 Jahren: ASP + BLUTENGEL + SANGUIS ET CINIS + SAMSAS TRAUM im Interview!

Vom Geist der Zusammenarbeit – Teil 2

(Das nachfolgende Interview erschien erstmalig in der Orkus!-Ausgabe September 2003)

Vor 20 Jahren realisierte Alexander Kaschte mit Samsas Traum mit dem Album „Tineoida oder: Die Folgen einer Nacht. Eine Gothic-Oper in Blut-Moll“ eine Szenemusiker-Zusammenarbeit der Extraklasse. Wir blicken zurück und setzen das Interview mit ihm, Asp, Blutengel und Sanguis et Cinis fort. Über verpönte Kultigkeit und die Spinnerei mit der Live-Umsetzung – Chris als verrückter Professor und Kopffilme.

Alexander: „Das alles ist ein großer Film in meinem Kopf, der auf den Punkt so aussieht, wie er auszusehen hat.“

Orkus: Kanntet ihr das Gesamtkonzept oder immer „nur“euren Part?
Chris: Ich hatte mir einige Sachen durchgelesen, aber völlig verinnerlicht habe ich das alles nicht, weil ich daneben viel zu tun hatte.
Alexander: Man kann auch nicht verlangen, dass sich Musiker, die alle ihre eigenen Bands, haben, mit wirklich allem auseinandersetzen, worum es in dem Album geht. Wir reden hier von zwölf Liedern, in denen 15 bis 20 Charaktere auftauchen.
Asp: Als wir zusammen im Studio saßen, durfte ich ein wenig mehr von der Geschichte sehen. Daraufhin habe ich dreimal hintereinander ganz schnell gesagt: „Duspinnstduspinnstduspinnst!“ Aber das ist es auch, was mir gefällt. Das Ganze ist schon ein bisschen comicmäßig, fast ein wenig trashig, wenn ich das so sagen darf.
Alexander (lächelnd):Kultig!
Asp (mit gespielter Empörung):Man sagt über sich selbst nicht, man sei kultig!
Alexander: Ich habe ja nicht über mich gesagt, dass ich kultig bin!
Asp: Es ist einfach so ein bisschen…
Alexander: Schräg!
Asp: …modern, schräg und schrill, einfach genau mein Ding. Ich bin auf das Endergebnis schon sehr gespannt.

Asp: „Ich würde meine letzten Kröten dafür spenden, wenn ich Chris Pohl als verrückten Professor sehen könnte.“

Orkus: Könnt ihr euch vorstellen, diese Gothic-Oper alle zusammen, auch mit den genannten, heute nicht anwesenden Künstlern live aufzuführen?
Asp: Niemals!!!
Celine: Da bräuchten wir eine megabombastische Bühne, damit überhaupt alle draufpassen.
Asp: Natürlich wäre es total toll, so etwas zu machen. Aber das wäre zu aufwändig, zumal wir ja auch alle aus den unterschiedlichsten Gegenden kommen. Wir müssten bestimmt zwei Wochen am Stück eine Art Ferienlager bilden, um zu proben. Ich hoffe aber, dass wir ein oder zwei der Stücke auf der nächsten „Zusammenkunft“ präsentieren können. Wenn nicht, dann zumindest das Stück, welches ich einsingen durfte, bei unserer gemeinsamen Tour, die im Herbst stattfindet.
Alexander: Ich denke auch, dass es einfach zu komplex, zu ausgefallen ist, zumal ich von allem ein sehr spezifisches Bild habe. Die Schauplätze, Charaktere, Kostüme… Das alles ist ein großer Film in meinem Kopf, der auf den Punkt so aussieht, wie er auszusehen hat. Für mich wäre es eine Vergewaltigung des Materials, das Konzept in einem Rahmen aufzuführen, der nicht an meine Vorstellungen heranreicht. Es müsste schon ein richtiges Musical werden. Aber wer weiß, vielleicht kauft das Ganze in zehn Jahren irgendeine GmbH oder AG, und dann wird es aufgeführt.
Asp: In zehn Jahren können wir uns nicht mehr bewegen, da brauchen wir ein Stützkorsett!
Chris: Allein aufgrund der Anzahl der Künstler wäre es ein Mammutprojekt, auch finanziell. Prinzipiell wäre es aber eine riesige Sache, und ich wäre, aus reinem Interesse daran, ohne riesige Gage jederzeit dabei.
Asp: Ich würde meine letzten Kröten dafür spenden, wenn ich Chris Pohl als verrückten Professor sehen könnte.
Chris: Es wäre wirklich eine spannende Geschichte, und ich denke, so etwas fehlt der Szene momentan.

Orkus: Liegt für dich, Alexander, nicht gerade in der Dimension der Reiz, weil es eben etwas Einmaliges wäre, könnte esumgesetzt werden?
Alexander: Man gewinnt mit der Zeit, je länger man Musik macht und je länger man von Musik lebt und je mehr man sich mit dem ganzen Drumherum auseinander setzt, eine objektivere Sichtweise, die natürlich auch die Finanzen betrifft. Selbstverständlich träume ich zu Hause auch mal davon, diese Idee live umzusetzen, aber es ist ein im Augenblick nicht umsetzbares Projekt. Und deswegen widme ich mich lieber anderen Vorhaben, bevor ich dieses Projekt hier nicht hundertprozentig so umsetze, wie ich das möchte.

Interview: Axel Schön, Christian Hector
Text: Axel Schön
Fotos: Jens Howorka
Layout und Bildbearbeitung: Ingo Römling

In einer Woche geht es mit Teil 3 weiter. Wir thematisieren Zusammenarbeit in der in der Szene im Allgemeinen. – Und wer Alexander Kaschtes Geist am besten aufgegriffen hat.

Die Nostalgie-Rezension von „Tineoidea“ kannst Du hier nachlesen:

Höre Dir das Album auf Spotify an:

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