SHOSTA im Interview (Teil 2)

shosta

„… einen Zufluchtsort, eine Gemeinschaft von Außenseitern.“

Mit dem Album „Wandel“ betten sich Shosta irgendwo zwischen Dark Wave, Post Punk und Achtzigerjahre-Synthies. Wir sprachen im ersten Teil bereits über Veränderungen, menschliche Kopien und warfen Perlen vor die Säue. Nun setzen wir unser intensives Gespräch fort.

Prägende Alben:
• ASP – „Requiembryo“ (2007) PG: Die Texte von ASP und die Art und Weise, wie die Texte geschrieben sind, haben mich unheimlich geprägt.
• And One – „Aggressor“ (2003) PG: Die Klangästhetik von diesem Album hat mich auf jeden Fall auch geprägt.
• Joy Division – „Unknown Pleasures“ (1979) PG: Das Album hat mich damals in seinen Bann gezogen und ich habe es rauf und runter gehört.
• Bragolin – „I Saw Nothing Good So I Left“ (2018) (MF)
• Ultra Sunn – MF: „Die neuen Tracks“.
• Die Ärzte – „Die Bestie in Menschengestalt“ (1993) (NF)
• Nocte Obducta – „Umbriel“ (2013) NF: Das ist definitiv ein Album, das mein Verständnis von Härte zu Düsterkeit in der Musik sehr beeinflusst hat.
• Puscifer – „Money Shot“ (2015) NF: Das habe ich auch ziemlich über die Jahre zerdacht.

Kunst als Zeitgeist?
Orkus: Warum ist euch die Gesellschaftskritik in euren Songs besonders wichtig?
Peter Grimm: Ich finde es sehr schwer Kunst und Politik, bzw. Kunst und die Beschäftigung mit unserer Gesellschaft und unserem Menschsein voneinander zu trennen. Ich hege große Faszination für Kunst und Musik, die extrem ist, die weh tut, die ungewöhnlich ist und auf Dinge zeigt, die unnormal oder auch hässlich sind. Da gehört unsere Gesellschaft in vielen Teilen mit dazu. Das Gefühl von Weltschmerz ist in diesen Tagen und in den letzten Jahren bei vielen Menschen allgegenwärtig. Kunst sollte Zeitgeist aufgreifen. Und grade ist es halt recht unangenehm hier.

Zweiter Frühling der Szene?
O: Was verbindet euch persönlich mit der schwarzen Szene?
PG: Durch meine Mutter und einen guten Freund von ihr habe ich schon recht früh Berührungspunkte mit der Szene gehabt. Meine Mutter war früher selbst in der Szene unterwegs. Der Freund meiner Mutter war großer Depeche-Mode-Fan und hatte mir, als ich mit 15 in die Szene eingestiegen bin, seine Springerstiefel vermacht. Ich verbinde mit der Szene einen Zufluchtsort, eine Gemeinschaft von Außenseitern. Ich fühle mich in der Szene unglaublich wohl, weil es keine Grenzen und nicht wirklich irgendwelche Vorgaben zur Zugehörigkeit gibt. Uns alle verbindet einfach ein gewisses Lebensgefühl.
Moritz Fris: Ich selbst bin noch ziemlich neu in der Szene und wäre ohne Peter wahrscheinlich nie dort gelandet. Vor Shosta war ich in verschiedenen Bandprojekten, in denen wir hauptsächlich Dub und Drum’n’Bass gespielt haben. Aber je tiefer ich in die Szene eintauche, desto mehr Parallelen erkenne ich und ich fühle mich sehr wohl. Auch wenn mir sicherlich noch einige Referenzen fehlen, denke ich, dass die schwarze Szene sehr familiär und liebevoll ist, man ist und wird gelassen. Im Vergleich zur mittlerweile durchkommerzialisierten Technoszene sehe ich auch viel Potential, um dem ganzen Stil einen zweiten Frühling geben zu können. Da sind noch einige Ideen unausgegoren und Möglichkeiten liegen gelassen worden. Ich freue mich mit Shosta die Zukunft der schwarzen Szene mitgestalten zu können.
Nicolas Frank: Für mich ist die schwarze Szene noch ziemliches Neuland, da ich eher aus der Metal-Szene komme. Das Bindeglied, das mich zum Musikmachen in ihr bewegt, ist wohl, dass ich in der Musik eine düstere Atmosphäre sehr schätze und mich „Hölle der Vögel“ (Shosta, 2022), damals eben aus reiner Hörerperspektive, sehr beeindruckt hat. Dafür entdecke ich aktuell natürlich sehr viel Neues und hatte bei jedem Kontakt mit der Szene eine gute Zeit!

Freizeit?
O: Was macht ihr, wenn ihr nicht gerade Musik macht?
PG: Ich beschäftige mich sehr viel mit bildender Kunst bzw. Kunstgeschichte und gehe regelmäßig in Kunstausstellungen. Das inspiriert mich unheimlich dolle, wenn ich Musik bzw. Texte schreibe. Ansonsten schaue ich gerne Filme, besonders Arthouse-Filme in allen möglichen Genres.
MF: Kochen, Reisen ansonsten Musik ist mein Leben, im Prinzip nutze ich jede freie Minute, um Musik zu machen, meistens eingekuschelt auf dem Sofa mit dem Laptop auf dem Schoß.
NF: Ich lese gerne Philosophie, was man wahrscheinlich spätestens als merkwürdiges Hobby bezeichnen könnte, sobald sich das auch auf Hegel und Konsorten bezieht. Aber in meinem Studium lese ich manchmal so viel, dass da kaum noch der Kopf für bleibt und der Rest dann eben doch lieber in der Musik landet.

Kristallkugel?
O: Wie geht es weiter mit Shosta, was sagt die Kristallkugel über die nahe Zukunft?
PG: Am 10. Mai wird erst mal unser Album „Wandel“ erscheinen und dann gehen wir damit auf Tour durch Deutschland. Wir freuen uns auf die anstehenden Konzerte. Das ist wirklich immer wieder ein tolles Gefühl. Außerdem werden wir unser neues Album das erste Mal auf Vinyl veröffentlichen. Das Ganze in Zusammenarbeit mit Unterschall aus Leipzig, wo man die LP dann auch kaufen kann. Ansonsten schreiben wir stetig an neuer Musik und arbeiten quasi an der nächsten Veröffentlichung. Aktuell machen wir ja noch alles Organisatorische auf eigene Faust und im DIY-Modus. Vielleicht ergibt es sich ja irgendwann, hier ein bisschen Unterstützung über ein Label oder eine Booking-Agentur zu bekommen. Wir freuen uns auf das, was noch kommen wird, auf die Menschen, die wir noch kennenlernen dürfen und die Erfahrungen, die wir noch machen werden.

Claudia Zinn-Zinnenburg

Line-up:
Peter Grimm – Gesang, Texte, Songs
Nicolas Frank – Gitarre
Moritz Fris – Schlagzeug

SHOSTA live erleben:
27. April 2024 DE-Ansbach, Die Grotte
09. Mai 2024 DE-Nürnberg, Der Cult
19. Mai 2024 DE-Leipzig, Dark Affair
24. Mai 2024 DE-Bamberg, Kontakt Festival
25. Mai 2024 DE-Braunschweig, Nexus
07. Juni 2024 DE-Köln, 674fm
08. Juni 2024 DE-Gelsenkirchen, Hier ist nicht da!
14. Juni 2024 DE-Gera, Kaiserwerke
28. Juni 2024 DE-Hildesheim, KuFa Lösecke
05. Juli 2024 DE-Würzburg, b-Hof

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Höre Shosta in unserer „Current Issue“-Playlist auf Spotify:

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