So war es bei WISBORG

23. August 2024, Hamburg, headCRASH
Support: The Fright

Sehr düster, intensiv und elektrisierend wäre wohl die richtige Beschreibung der Band Wisborg, die sich seit ihrer Gründung 2017 einen festen Platz in den dunklen Herzen der düsteren Musikszene erarbeitet hat. Dabei gelang es der Band um Mastermind Konstantin Michaely, den Geist und die Tradition des Achtzigerjahre-Gothic-Rock mit einem modernen, frischen Ansatz in ihren eigenen Song einfließen zu lassen. Die Atmosphäre ist immer düster und melancholisch. Ihre Songs erzählen mit dramatischer Theatralik Geschichten voller Sehnsucht, Vergänglichkeit und Leidenschaft – oder besser: von den dunklen Seiten des Lebens.  Ihre düsteren Gitarrenriffs, die treibenden Basslinien und der markante, von Melancholie und emotionaler Intensität getragene Gesang Konstantin Michaelys liefern den perfekten Soundtrack für einen faszinierenden Tanz zwischen Dunkelheit und verletzlicher Leidenschaft.

Nach dem Erfolg ihres Anfangs des Jahres erschienenen selbstbetitelten Albums (wir berichteten in der März/April-Ausgabe) wurde es Zeit für ihre erste Headliner-Tour, die sie im Spätsommer/Herbst durch deutsche Clubs führte. Dabei erhielten sie Unterstützung von The Fridge. Wir waren im headCRASH auf dem Hamburger Kiez mit dabei und hatten vor kurzem die Gelegenheit ein Interview mit Konstantin Michaely zur Veröffentlichung ihres neuen Albums „Wisborg Remixed“ zu führen.

Im sehr gut besuchten headCRASH – ein Club mit Kult-Charakter, der leider zum Ende des Jahres für immer schließt – durfte The Fight mit ihrer Mischung aus melodischem Dark- und kernigem Hard-Rock beginnen, das Publikum anzuheizen. Das Publikum – an diesem Tag versagte im headCRASH die Klimaanlage – war bereits in entsprechender Betriebstemperatur. Mit ihrem druckvollen Gitarrenspiel entfalteten sie eine düstere, gleichzeitig aber auch sehr energiegeladene und damit perfekt zum Abend passende Klangwelt.

Nach kurzer Pause, zum Luftholen oder einfach nur zum Abkühlen vor der Tür, betraten dann Wisborg die Bühne. Und sie zeigten sofort, warum sie als eine der spannendsten neueren Bands der Gothic-Szene gelten. Konstantin Michaely elektrisierte beinahe wie ein dunkler Zeremonienmeister mit seiner markanten Stimme, mit jeder Bewegung und jedem Wort sein Publikum.

Die Setlist bot alte Hits, aber auch viel Neues des aktuellen Albums, das heißt viele deutschsprachige Stücke. Dementsprechend ging es auch gleich los mit dem Opener „Im freien Fall“, auf dem Album ein Duett zusammen mit Chris Harms von Lord of the Lost. Die deutschen Texte erzeugen nun eine neue emotionale Tiefe und damit eine beim Publikum spürbare neue Nahbarkeit. Die neuen deutschsprachigen Songs wurden im Verlauf des Abends nahtlos mit beliebten Klassikern wie „Perfume & Cigarettes“, „Bekoming Caligari“ oder „I Belive in Nothing“ aus den vorherigen Alben kombiniert. Einer der Höhepunkte des Abends war mit Sicherheit „Exitus“. Auf ihrem aktuellen Album ein Duett mit Lon Fright von der Band The Fright, welcher ja „zufällig“ gerade anwesend war. Das passte also. Und weil es so geil war, betrat dann bei „Kalt wie Eis“ auch noch Florian Grey die Bühne und sang im Duett mit Konstantin Michaely zum ersten Mal einen Song auf Deutsch. Das Eis zwischen Wisborg und Publikum war schon von Anfang angebrochen, doch nun erreichte die Stimmung ihren Höhepunkt und das headCRASH verwandelte sich in ein brodelndes Meer aus Begeisterung. Das war ein verdammt schweißnasser Abend nach dem Motto „Dunkelheit trifft Eleganz“.

Setlist:
„Im freien Fall“ • „An Erotic Funeral“ • „Nichts“ • „Words Like Violence“ • „Berlin“ • „Apocalypse“ • „Unter Menschen“ • „Becoming Caligari“ • „Exitus“ • „Perfume & Cigarettes“ • „Kalt wie Eis“ • „I Belive in Nothing“ • „Vampyre“ • „Spirits That I Called“

Anlässlich der Veröffentlichung des neuen Werks „Wisborg Remixed“ sprachen wir mit Singer/Songwriter Konstantin Michaely.

Orkus: Anfang des Jahres erschien euer Album „Wisborg“, nun gibt es mit „Wisborg Remixed“ ein dazugehöriges Remix-Album. Wie kam es dazu?
Konstantin Michaely: Die eigenen Songs von anderen bearbeiten zu lassen, ist immer spannend. Wir hatten schon einmal ein Remix-Album veröffentlicht, seitdem ist aber viel passiert und wir haben viele neue Künstlerinnen und Künstler kennengelernt. Im Endeffekt konnten wir 15 tolle Artists für das Projekt gewinnen. Darunter sind viele große Namen, unter anderem Blutengel, Solar Fake und Gothminister.

O: Nach welchen Kriterien habt ihr die Remixer ausgewählt?
KM:
Mit vielen der Musikerinnen und Musiker hatten wir in der jüngeren Vergangenheit zu tun – bei gemeinsamen Shows, über gemeinsame Kontakte und Projekte, auf Festivals usw. Einige haben wir auch einfach proaktiv angefragt. Dabei haben wir vor allem Wert darauf gelegt, ein breites stilistisches Spektrum abzubilden. Das Ergebnis spricht für sich – unserer Meinung nach ist kein Remix dabei, der nicht gelungen ist.

O: Habt ihr persönlichen Favoriten? Welche Remixe stechen für euch besonders heraus?
KM:
Das ändert sich ständig und ist stimmungsabhängig. Der Scarlet-Dorn-Remix von „Mit dir allein“ ist insofern etwas Besonderes, als dass die Band ein Duett daraus gemacht hat. Das verleiht den Lyrics eine neue Dimension. Jeder der 15 Remixe hat jedoch seine ganz eigenen Qualitäten – Versus Goliath, Frozen Plasma, Blutengel, Ductape, Scarlet Dorn, Bianca Stücker, Gothminister, Beyond Border, Meersein, Alienare, Tommy Countach, Oberer Totpunkt, Unitcode:Machine, Solar Fake und Haven – jeder Song ist anders perfekt.

O: Ihr wart Anfang des Jahres mit Schattenmann auf Tour und habt im Sommer eine eigene Headliner-Tour gespielt. Wie war das für euch?
KM:
Beides war großartig! Die Tour mit Schattenmann war ja parallel zum Albumrelease und damit auch die Feuertaufe für die neuen Songs. Das Publikum hat uns hervorragend angenommen und auch mit Schattenmann haben wir uns super verstanden. Die Headliner-Tour war aber noch einmal deutlich emotionaler. Zu wissen, dass all diese Menschen deinetwegen da sind und zu sehen, wie sie deine Songs mitsingen und sich in deiner Musik verlieren – unbeschreiblich!

O: Nach der Tour ist vor der Tour, nach dem Album vor dem Album. Wie geht es nun für euch weiter?
KM:
Der Rest des Jahres ist etwas ruhiger. Wir wollen den Herbst nutzen, um neue Musik zu schreiben. Ansonsten spielen wir dieses Jahr noch einmal mit Blitz Union in Prag (22. November) und mit Manntra in Frankfurt (1. Dezember). Im Januar/Februar 2025 geht es dann auf Tour mit unseren Freunden von Hell Boulevard – und das wird ein Fest!

Text & Photos: Thomas Friedel Fuhrmann

„Wisborg Remixed“ kannst Du auf Spotify hören: