ASTARI NITE: Selbstwert, eiskalte Engel, Leichtigkeit und eine Achterbahnfahrt
Im ersten Teil, den Du hier nachlesen kannst, sprachen wir mit Astari Nite bereits über das neue Album Resolution of Happiness“ und die schwierigen Umstände, die es begleiteten, waren doch kurz hinereinander sowohl Mychaels Bruder als auch Vater verstorben …
Selbstwert
Orkus: Lass uns genauer auf euer neues Album „Resolution of Happiness“ zu sprechen kommen. In „Double Feature Matinee“ heißt es „The note I wrote, will put me underground“. Was für eine Notiz könnte damit gemeint sein?
Mychael: Die Zeile „Sadly the note I wrote, will put me underground“ war für mich eine clevere Art, mich daran zu erinnern, dass es in diesem Song um mich geht, und ich mich dafür nicht schämen sollte.
O: Die Zeile „Do what you want to, don’t change the volume“ in dem Titel „Tongue Tied Galore“ ist der Knaller! Plant ihr Merchandise-Artikel damit?
M: Auf jeden Fall, gerade rechtzeitig für unseren Deutschlandbesuch, wenn wir im September beim NCN Festival auftreten!
Heilende Vorstellung
O: „Bowie in Daydreams“ verzaubert den Hörer sofort. Doch es schwingt auch eine tiefe Traurigkeit in deiner Stimme mit. Der Song ist quasi eine Hommage an diesen einzigartigen Künstler, aber auch ein liebevoller Gruß an deinen Bruder?
M: Ich vermisse meinen süßen Bruder Ryan sehr oft. Der Gedanke, seine Grabrede zu schreiben, ging mir nicht aus dem Kopf, als ich „Bowie in Daydreams“ schrieb. Teil meines Heilungsprozesses war es, meine Gesangsaufnahmen für diesen Track mit dem Gedanken zu machen, dass er neben mir steht. Manche mögen sagen, dass es ziemlich gut gelaufen ist! Ich wünschte, ich könnte ihn selbst fragen.
Eiskalter Engel
O: „Cut Her for Dialogue“ – klingt wie eine Disco-Nummer aus einer längst vergangenen Zeit. Hier entstehen direkt wilde Bilder im Kopf, oder?
M: Es ist ein sehr verspielter Song, der Text ist sehr detailliert und lebendig. Er erzählt die Geschichte „Was wäre, wenn ich auf dich stehe, stehst du auf mich? Ich glaube, das tust du, ich glaube, das tue ich.“ Eine „Muse“ zu treffen ist ein Riesenspaß, über sie hinwegzukommen eine Tragödie. Ich empfehle nicht, mit so einer Person ein Dessert zu essen.
O: In „Necessity Meal“ sinnierst du darüber, über die sieben Meere gesegelt zu sein und japanisch gesprochen zu haben. Warst du wirklich schon mal in Japan?
M: Beim Nintendo-Spielen kam ich Japan am nächsten!
Leichtigkeit
O: Ein Regenbogen kommt auch in zwei neuen Songs vor. Verbindest du etwas Besonderes mit diesem Naturschauspiel?
M: Als Kind habe ich mich nie gescheut, auf einen Regenbogen zuzurennen, wenn ich einen sah. Ich habe nie Gott oder einen seiner Freunde gesehen, von denen die Bibel predigt! Auch den Weihnachtsmann habe ich noch nie getroffen. Aber einen Regenbogen? Ja, ich habe während meines kurzen Daseins auf dieser Erde schon viele Regenbögen gesehen. Regenbögen sind sicher und glücklich, sie stehen für Unschuld!
O: „We Are Still Siamese“ – der finale Song wirkt dunkel, getragen und zieht einen hinab in eine emotionale Tiefe. Er lässt einen traurig zurück. Dieses Gefühl möchte man nicht so stehen lassen, also hört man das Album nochmal von vorn. Welch cleverer Schachzug.
M: Ja, das letzte Kapitel von „Resolution of Happiness“. Das abschließende Stück eines Puzzles, das von Anfang bis Ende vollkommen ehrlich war. Seltsam, was den einen traurig und den anderen glücklich macht! Das Leben ist seltsam und schön.
Achterbahnfahrt
O: Erzähl uns von einem High- und einem Lowlight in der Laufbahn von Astari Nite.
M: Ich habe mich noch nie wirklich mit einem solchen Gedanken beschäftigt! Obwohl, wenn ich jetzt darüber nachdenke, war die Tour durch Großbritannien als Support von Clan of Xymox vielleicht unvergesslich. Und erst gestern war unser Album „Resolution of Happiness“ auf Platz zwei der DAC-Charts, das war ebenso wunderbar. Eine Woche nach dem Tod meines Vaters ein Konzert zu spielen, war ein ziemlicher Tiefpunkt, oder vielleicht war das auch gut so, ich bin mir da nicht so sicher.
Live!
O: Im September kommt ihr für einen Festival-Auftritt nach Deutschland: Zum NCN Festival in Deutzen. Was erwartet einen Besucher, der noch nie eine Show von Astari Nite gesehen hat?
M: Mal sehen, zwischen deinen Kopfhörern klingt Astari Nite wie eine scharfe, kristallisierte Form! Unsere musikalische Live-Performance verkörpert eine dunkle und doch dynamische Essenz, die Bereiche jenseits des Konventionellen erkundet. Mit jedem gespielten Track schaffen wir ein Klangerlebnis, das traditionelle Grenzen überschreitet und die Zuhörer in eine Welt einlädt, in der die Grenzen zwischen den Genres verschwimmen und das Unerwartete gedeiht. Letztendlich geschieht alles für die Liebe des Publikums.
O: Ist auch eine gemeinsame Deutschlandtour denkbar? Letztes Jahr seid ihr zusammen mit Solar Fake und Auger durch England getourt.
M: Mit Solar Fake und Auger durch England zu reisen war atemberaubend! Ich habe so viel von diesen beiden brillanten Bands gelernt und all die Leute, die wir bei den Konzerten getroffen und mit denen wir Fotos gemacht haben, waren so hübsch. Mit Astari Nite durch Deutschland zu touren und Songs aus dem Album „Resolution of Happiness“ zu spielen, wäre ein wahrgewordener Traum.
Kurz und bündig: Mychael über „Resolution of Happiness“:
01. „Double Feature Matinee“ – Textlich habe ich meine alltäglichen Eskapaden eingefangen, was die Story vervollständigt. Dieser Jingle ist ehrlich und gibt unseren Zuhörern die Möglichkeit, sich einen Tag in meinem Leben vorzustellen.
02. „Necessity Meal“ –Ich bleibe meiner Aufrichtigkeit treu und erzähle davon, dass ich mich bei seltsamen und ungewöhnlichen Ereignissen unwohl fühle, während ich die Unschuld normalisiere.
03. „Tongue Tied Galore“ –Fasziniert davon, eine Geschichte über eine schamlose Freundschaft und meine Abneigung gegen gesellschaftliche Akzeptanz zu erzählen, fand ich einen Weg, Positivität mit Zeilen wie „Pretty this, pretty that, pretty fuck, pretty drag! Do what you want to, don’t change the volume!” zu predigen.
04. „Bowie in Daydreams“ –Als das Lied entstand, wollte ich Bowies Leben Respekt zollen und diesen Song im Universum schweben lassen. Mit dieser Mondzeit-Poesie wollte ich auch meinem Bruder Hallo sagen, der im Halloween-Monat verstorben ist.
05. „The Inevitable Crocodile“ – Wieder einmal bin ich den Weg weitergegangen, dem Hörer scheinbar tatsächliche Ausschnitte aus meinem Leben verständlich zu machen. Zudem habe ein wenig von meiner kindlichen Unschuld und meinen Reflexionen hinzugefügt.
06. „Ashtray Ballet“ – Ich habe mein Herz in eine Nacht der Ausschweifungen in London geworfen und bin fasziniert von dem, was dabei herauskommen kann.
07. „Cut Here for Dialogue“ –Eine Art Abschiedslied über eine Muse, mit der ich zu der Zeit zusammen war, zumindest dachte ich das in meinem Kopf. Es ist unnötig zu sagen, dass Ablehnung ziemlich herzzerreißend sein kann.
08. „What a Rainbow Feels Like“ –Meine Wortwahl weckte die nie endende Frage nach dem Warum und Wie. Merkwürdig wie immer – so sagt man – wütete ich ein wenig mit Worten wie: „Send my lover down a river of gold, I’ll be waiting in the chateau of hope“.
09. „All Else Is a Curse“ –Ich neige dazu, der Band Ideen vorzusummen, und gelegentlich ist es pure Magie. Das hat noch nie jemand gesagt. Es war meine Version von „Fade into You“ von Mazzy Star, die ich schreiben wollte, und das habe ich auch getan.
10. „We Are Still Siamese“ – Entschuldigung, ich habe völlig vergessen, worum es in diesem Song geht. Bitte werfen Sie fünfundzwanzig Cents für die nächste zusätzliche Minute ein. Hallo, hallo, ist da jemand?
Nadine Kloppert
Line-up:
Howard Melnick – Gitarre
Mychael – Gesang
Danny AE – Synthesizer, Bass
Illia Tulloch – Drums, Electronics
Genieße „Bowie in Daydreams“ hier:
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