Vor 20 Jahren: ASP + BLUTENGEL + SANGUIS ET CINIS + SAMSAS TRAUM im Interview!

Sanguis et Cinis / Blutengel / ASP / Samsas Traum

Vom Geist der Zusammenarbeit – Teil 1

(Das nachfolgende Interview erschien erstmalig in der Orkus!-Ausgabe September 2003)

Christi Himmelfahrt 2003 – ein heißer Donnerstag Ende Mai. Eigentlich ein Feiertag, doch in einer großen, fast leeren postindustriellen Halle hat sich eine illustre Gesellschaft eingefunden und lässt sich schwitzend, aber geduldig einzeln, zu zweit und in Gruppen von einem geschäftigen Photographen ablichten. Ort des Geschehens ist ein großer, für gewöhnlich vorwiegend von Darmstädter Studenten des Fachbereichs Mechatronik und Maschinenakustik benutzter Gebäudekomplex. Versammelt haben sich dort Alexander Kaschte, Mastermind von Samsas Traum, Chris Pohl und Constance von BlutEngel, Asp sowie Celine C. Angel von der österreichischen Deathrock-Formation Sanguis et Cinis. Sie alle haben Anteil am neuen Samsas Traum-Album „Tineoidea, oder Die Folgen einer Nacht. Eine Gothic-Oper in BlutMoll.“ Alexander natürlich, weil es sein Werk ist, die anderen Künstlerinnen und Künstler, indem sie verschiedenen Charakteren der Geschichte ihre Stimme geliehen haben. Die Arbeit macht müde, die Hitze tut ein Übriges. Doch es dauert noch bis in die Abendstunden, ehe der Photograph zufrieden ist und schließlich sein Equipment zusammenpackt. Nach kurzer Beratung ist man sich einig, ein chinesisches Restaurant zu entern, und das Wissen um das Vollbrachte, die Speisen sowie natürlich auch das eine oder andere leckere Getränk heben die Stimmung und machen auf angenehme Weise gesprächig.

Orkus: Wie waren eure Reaktionen, als Alexander mit seinen Ideen für sein Album an euch herangetreten ist?
Chris: Ich fand es total witzig. Es war sehr interessant, obwohl ich nach dem ersten Hören noch nicht so recht wusste, ob ich etwas damit würde anfangen können. Aber ich konnte mich dann mit der Rolle des verrückten Wissenschaftlers schnell identifizieren, und es war vor allem mal ein Auftrag von der Art, die Spaß machen.
Asp: Wir waren mitten in der Produktion unseres eigenen Albums. Alexander war so freundlich, mir ein paar Sachen zur Verfügung zu stellen, mit denen ich üben konnte, aber eigentlich habe ich von Anfang an gesagt: „Ja, schick, ich mach alles mit!“ Wir kennen uns einfach und mögen uns, und ich wusste, dass gut ist, was er mir bringt, und ich da immer mitmachen kann. Das war dann auch so.
Celine: Mir hat Alexander auch Demos geschickt. Ich fand es gut, dass er mir freie Hand gelassen hat und ich selbst entscheiden konnte, wie ich meinen Part einsinge.

Orkus: Constance, du bist zusätzlich dazu gestoßen.
Constance: Ja, das hat sich quasi im Zuge der Aufnahme so ergeben, dass wir noch den Hintergrundchor übernommen haben.
Alexander: Das wurde mir freundlicherweise einfach so angeboten. Ursprünglich war auf dem Demo für Chris ein diabolisches Flüstern übernehmen könnte. Chris hatte dann die Idee, dass Constance die Chöre übernehmen könnte, und schon war das umgesetzt.

Chris: Die Idee dahinter war, dass man BlutEngel nicht immer nur „Als wir zusammen im Studio saßen, durfte ich ein wenig mehr von der Geschichte sehen. Daraufhin habe ich dreimal hintereinander ganz schnell gesagt: „Duspinnstduspinnstduspinnst!“ auf mich reduzieren soll, sondern dass es eben zwei Personen sind, die die Stilistik der Band mit ihren Stimmen prägen. Gerade bei diesem Song für Samsas Traum konnte Constance auch noch wirklich etwas einbringen.

Orkus: Seht ihr selbst euch auch in den jeweils von euch übernommenen Rollen, oder sind das so ausgefallene Charaktere, dass sie mit euch nichts gemein haben?
Chris: Ich muss zugeben, dass ich mich bisher nur mit meinem Part wirklich beschäftigt habe und noch nicht mit allem, was Alexander uns zugeschickt hat. Die mir zugewiesene Rolle war aber zumindest nicht so, dass ich damit überhaupt nichts anfangen konnte.
Asp: Meine Rolle sollte ja auch wirklich zu mir passen. Oder „Das alles ist ein großer Film in meinem Kopf, der auf den Punkt so aussieht, wie er auszusehen hat.“ Ich habe Alex gefragt, wie das Ganze denn klingen solle, und seine Antwort war: „sexy“. Er hatte uns extra besucht, und das war auch sehr wichtig, dass er dabei war, denn er hat es geschafft, dass ich mich getraut habe, völlig weg von ASP zu gehen und in der Rolle aufzugehen. Ich sehe mich heute noch bei bestimmten Passagen wild in der Gesangskabine herumfuchteln Es war ein schöner Nachmittag, auch weil Max von Chamber dabei war, der übrigens meinen eigentlichen Lieblingstrack auf dem Album bekommen hat.
Celine: Ich stelle ja in dem Sinne keine bestimmte Rolle dar. Insofern war es für mich nicht allzu schwer, mir die entsprechenden Stellen herauszusuchen und sie gemäß meinen Vorstellungen einzusingen.

Orkus: Konntest du denn völlig frei auswählen, was überhaupt du machen willst?
Celine: Ich hatte Instrumental-Demos bekommen. Ein Song gefiel mir davon am besten, was ich Alexander auch mitgeteilt habe. Da bis zu diesem Zeitpunkt die Rollenverteilung noch nicht fix war, entschieden wir gemeinsam, dass wir in besagtem Stück verschiedene Parts gemeinsam einsingen werden. Diesbezüglich ließ mir Alexander dann komplett freie Hand.

Interview: Axel Schön, Christian Hector
Text: Axel Schön
Fotos: Jens Howorka
Layout und Bildbearbeitung: Ingo Römling

In einer Woche geht es mit Teil 2 weiter. Dann sprechen wir mit dem Quartett über verpönte Kultigkeit und die Idee einer Live-Inszenierung. – Chris als verrückter Professor und Kopffilme.

Die Nostalgie-Rezension von „Tineoidea“ kannst Du hier nachlesen:

Höre Dir das Album auf Spotify an:

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